Innenpolitik, 05. Juli 2015:
Prioritäten richtig gesetzt
Es war ein weiterer Meilenstein in der glanzvollen
Gemeindegeschichte Mustermannshausen und ein hervorragendes Beispiel gelebter
Konsensorientierung. Über Wochen wurden dringende Probleme besprochen. Ja
selbst eine Arbeitsgruppe, kurz AG Dringende Gemeindegeschäfte, noch kürzer AG
DG, ward ins Leben gerufen worden, so dass eben jene dringenden Gemeindegeschäfte
so schnell wie möglich abgearbeitet worden wären könnten, wie es österreichisch
konjunktivistisch nennt. Pünktlich jeden Montag um neun Uhr morgens während der
letzten sechs Monate trafen sich die Gemeindevertreter, allen voran Herr
Bürgermeister Max Mustermann persönlich, was die Dringlichkeit noch mehr
unterstrich, nebst Vertretern der Arbeitgeber, quasi des Kapitals, der
Arbeitnehmer, auch Negeranten genannt, der Bauernschaft, des Notarsausschusses,
der Anwaltskammer, der Pensionistenvereine, also mit einem Wort, ein kleiner,
intimer Kreis hochrangiger Experten im Sitzungssaal des Rathauses. Nein,
Verzeihung, zunächst im Wirtshaus zum Wilden Ochsen zum Frühschoppen, denn
ungestärkt sitzt es sich so schlecht. Die erste dieser Sitzungen war ein wenig zach,
weil einmal die Probleme, um die es ging, gefunden werden mussten. Nicht, dass
sie nicht da gewesen wären, aber sie waren so gänzlich ungeordnet. Der erste
Schritt war sie zu sortieren. Asylwerber, die am See campten, und sich partout
nicht vertreiben lassen wollten, obwohl schon die schwersten Geschütze,
inklusive der berüchtigten Methangaskühe aus dem Zuchtbetrieb, aufgefahren
wurden. Darüber hinaus liegen angeblich die Gemeindefinanzen im Argen, und es
musste dringend observiert werden wem man nicht noch eine Steuer aufbrummen
konnte, wie z.B. eine Grüntragsteuer, für jeden, der Grün trägt. Um dies zu
bewerkstelligen war es allerdings notwendig herauszufinden, ob man in diesem
Jahr überhaupt grün trug. Wenn nicht sollte daraus eine Rottragsteuer werden,
wogegen wieder die Sozialisten auf die Barrikaden stiegen. Des Weiteren stand
eine Reform der Gemeindeverwaltung und des Bildungswesens an. Das war deshalb
notwendig, weil der Herr Bürgermeister partout keine neue Sekretärin finden
konnte, die es schaffte Schuhe zu tragen, deren Absatz höher als acht
Zentimeter war, was durchaus als Bildungslücke zu qualifizieren ist. Darüber
hinaus musste über die Sitzordnung verhandelt werden, die Abfolge der
Sprechbeiträge, notwendigerweise zwischen 11.00 und 12.00 Uhr, denn dann wurde
die Sitzung mit einem ausgiebigen Mittagessen beschlossen, an dem der gesamte,
intime Kreis teilnahm, selbstverständlich auf Kosten der Gemeinde. Ab der
zweiten Sitzung wurde es leichter, weil man schon auf etwas aufbauen konnte,
nämlich auf das Protokoll der ersten Sitzung. Nach drei Monaten kam es zum
entscheidenden Durchbruch in Form einer Namensänderung von AG Dringende
Gemeindegeschäfte auf AG Dringlichste Gemeindegeschäfte, was allerdings in der
Öffentlichkeit nicht goutiert wurde, da die Abkürzung AG DG gleich blieb. Nicht
viele haben ein so feines Gespür für Veränderungen. Nach nunmehr, wie gesagt,
sechs Monaten kam es zum Eklat, denn der Herr Bürgermeister gab über den
Mustermannshausener Kurier einen Durchbruch bekannt, womit eben jene
Namensänderung gemeint war. Verschnupft zog sich nun die Opposition von den
Verhandlungen zurück, die sich übergangen fühlte, zumal kein Bild des
Oppositionsführers in der Zeitung war, nicht mal ein kleines. Kurzerhand wurde
dieser Fauxpas zur Chefsache erklärt und auf der Prioritätenliste ganz nach
oben gesetzt, denn niemals darf man die persönlichen Befindlichkeiten der
Verhandler außer Acht lassen. Doch schon innerhalb von nur weiteren drei
Monaten werden die nächsten Verhandlungsergebnisse erwartet.
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