Konzentration auf das Wesentliche
In Österreich frönen wir dem Föderalismus. Das ist so
ähnlich wie subsidiäres Vorgehen, aber eben nicht ganz. Dennoch sind 37% der
Österreicher für mehr Föderalismus, auch wenn die Hälfte davon nicht weiß was
das ist. Föderalismus klingt vielleicht besser als Zentralismus. Auf gut
österreichisch übersetzt heißt Zentralismus vom Land aus gesehen: „Was geht die
Großkopferten in Wien an was mir machen.“ Außerdem beginnt das Wort mit Z. Ein
bilabialer Zischlaut wie das F macht sich schon sehr viel besser. Deshalb ist
es auch verständlich dies vorzuziehen. Natürlich spricht einiges für den
Föderalismus. Gemeinden kümmern sich um ihre Belange, weil sie nahe an den
Menschen sind. Wo es ortsübergreifende Probleme gibt, da kommen die Kompetenzen
der Bezirksverwaltungen zum Tragen, und erst wenn das immer noch nicht
ausreicht, dann erst das Land und im letzten Schritt der Bund. So weit die
Theorie, aber die Praxis schaut leider ganz anders aus. Wir in den Gemeinden
sind wieder die Leidtragenden, ganz gleich ob es sich um Asyl-, Bildungs-,
Pensions- oder Wirtschaftspolitik handelt, überall mischen sie sich in die
Belange der Gemeinden ein und übergehen damit die Grundfesten des Föderalismus,
der sogar in der Verfassung festgeschrieben ist. Deshalb haben wir einen
mustergültigen Lösungsvorschlag zu unterbreiten. Eben Mustermannshausens
würdig.
Wir regeln all diese Angelegenheiten souverän, eigenständig
und zum Wohle aller Beteiligten wie folgt. Rund um unseren schönen Ort werden
Grenzzäune errichtet, denn wir nehmen selbstverständlich keine Asylanten auf.
Schließlich kommen mindestens fünf Touristen pro Jahr in unseren schönen Ort,
und da können wir keine abschreckenden, abgerissenen Asylanten brauchen. Damit
geben wir aber allen anderen Gemeinden die Möglichkeiten ihre Ressourcen zu
nutzen und die Zuwanderer aufzunehmen. Im Bildungsbereich setzen wir nach wie
vor auf Althergebrachtes, das wir einfach weiterführen, denn es hat sich schon
vor 150 Jahren bewährt, und die Menschen haben sich nicht oder kaum verändert
seitdem. Wissen wir doch nur allzu gut, dass sich selbst unser
Neandertalerwesen noch in uns verankert sieht. Und das ist doch weitaus älter.
Außerdem darf solch eine Bildungsreform nicht übers Knie gebrochen werden.
Bereits vor 50 Jahren haben wir deshalb – was schon fast visionär anmutet –
einen Bildungsrat eingesetzt, der noch immer tagt. Denn gut Ding braucht eben
Weile. Womit auch gleich die Pensionsregelung besprochen werden kann, denn es
ist nur legitim immer älter zu werden und immer kürzer zu arbeiten. Schließlich
gibt es doch nichts Schöneres als viele Jahre des Fruchtgenusses zu erleben.
Auch wenn man die Früchte vorkonsumiert, die der nächsten Generation zusteht.
Wer weiß was bis dahin ist. Die haben ja auch schließlich keinen Krieg erlebt.
Das muss alles berücksichtigt werden. Deshalb brauchen wir auch keine
Unternehmer, denn um Arbeitsplätze soll sich gefälligst die Verwaltung kümmern,
so dass wir bald das lange angestrebte eins zu eins Verhältnis zwischen Beamten
und normal arbeitender Bevölkerung zustande bringen, nach dem Motto: „Jedem
Staatsbürger seinen eigenen Beamten.“ Der zieht dann auch gleich zu seinem
Staatsbürger, so dass sie die Beziehung vertiefen können.
Damit haben wir ein System erschaffen, das mustergültig den
Föderalismus in seiner eigentlichsten Intention umsetzt und zum Wohle aller
eingeführt werden müsste, flächendeckend in ganz Österreich. Vielleicht sollte
dann noch darüber nachgedacht werden ob nicht jeder einzelnen Gemeinde
nationale Hoheitsrechte zukommen sollten, aber das ist wohl noch Zukunftsmusik.
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