Der schwere Weg zur Wahl
Ein herrlich sonniger Junivormittag, an dem
sich zwei bekannte Damen im Café treffen. Natürlich wird dieses Gespräch
belauscht, wie es eben mittlerweile Usus ist, zumal sich dasselbe um politische
Fragen dreht. Dabei steht natürlich der pädagogische Aspekt im Vordergrund,
denn das Bestreben der politischen Kräfte geht dahin das Volk zu bilden. Doch
dies ist nur möglich, wenn die Defizite bzw. Stärken erhoben wurden.
Fr.
Pospischil: Fr. Navratil, wie ich mich freue Sie zu
sehen.
Fr.
Navratil: Grüß Gott, Fr. Pospischil. Ich darf doch?
Fr.
Pospischil: Aber selbstverständlich, nehmen Sie Platz.
Fr.
Navratil: Ah, tut das gut, endlich zu sitzen. Seit in
der Früh bin ich auf den Beinen. So viel Arbeit. Ob Sies glauben oder nicht,
aber keine Minute kommt man zum Sitzen.
Fr.
Pospischil: Macht der Haushalt solche Umstände?
Fr.
Navratil: Und wie, Sie wissen ja eh wie es ist. Dass
so viele Leute Zeit haben an einem Montag Vormittag, so mitten am Vormittag im
Kaffeehaus zu sitzen. Haben die alle keine Arbeit?
Fr.
Pospischil: Macht fast den Anschein, aber was anderes.
Waren Sie gestern wählen?
Fr.
Navratil: Aber selbstverständlich. Gleich habe ich es
ja nicht gewusst, aber es war nicht schwer zu merken.
Fr.
Pospischil: Was heißt, Sie haben es nicht gewusst?
Seit Monaten ist das doch das Thema. Überall die Wahlplakate.
Fr.
Navratil: Ich schau das nicht. Das ist mir zu
gefährlich.
Fr.
Pospischil: Was heißt gefährlich?
Fr.
Navratil: Sie wissen ja, ich habe ja den Diabetes –
übrigens, die Malakofftorte, die ist da wirklich ausgezeichnet – jedenfalls,
ich hab ja den Diabetes, und da muss ich so aufpassen mit dem Süßen.
Fr.
Pospischil: Ja, aber was hat das mit den Wahlplakaten
zu tun?
Fr.
Navratil: Die Wahlzuckerl.
Fr.
Pospischil: Aber das ist doch kein Problem ...
Fr.
Navratil: Sagen Sie, aber wissen Sie wie schwer das
ist, immer mit Scheuklappen durchs Leben zu gehen.
Fr.
Pospischil: Also viele Leute scheinen damit kein
Problem zu haben, aber die Wahlzuckerl sind kein Problem. Sie bestehen nur aus
Schall und Rauch. Aber wie haben Sie es dann gemerkt, dass Wahlen sind? Weil
alle so schön angezogen waren?
Fr.
Navratil: Nein, keine Spur. Gsackelt sinds ja immer am
Sonntag. Nein, weil die Gemeinde offen hatte. Das hat sie ja sonst nie, und
dann am Sonntag.
Fr.
Pospischil: Und dann sind Sie sofort hingegangen und
wählten ..
Fr.
Navratil: Ich bin hingegangen und hab gschaut was los
ist. Der Herr Bürgermeister ist vor der Tür gstanden und hat mir die Hand
gegeben. So ein fescher Mensch. Und dann bin ich hinein ...
Fr.
Pospischil: ...
und haben gewählt ...
Fr.
Navratil: Aber woher denn, geht ja nicht so. Ich hab
mal gfragt was los ist. Und da habns mas gsagt.
Fr.
Pospischil: Und was haben Sie dann gemacht?
Fr.
Navratil: Dann bin ich sofort ...
Fr.
Pospischil: ... in die Wahlkabine gegangen?
Fr.
Navratil: ... nach Hause gegangen.
Fr.
Pospischil: Warum nach Hause?
Fr.
Navratil: Umziehen. Man kann ja nicht einfach so
wählen gehen, da muss man schon das Richtige anziehen. Und dann hab ich so a
Freud ghabt.
Fr. Pospischil: Weil sie richtig angezogen waren beim Wählen?
Fr.
Navratil: Nein, weil mir der Herr Bürgermeister ein
zweites Mal die Hand gegeben hat. Das an einem Tag. So eine Freud. Also, meine
Stimme hat er. Überhaupt, so lieb ist er mit den Kindern, hab ich ghört. War
doch gut, dass ich nichts gwusst hab.
Fr.
Pospischil: Aber dann haben Sie gewählt?
Fr.
Navratil: Na selbstverständlich. Aber jetzt sagns ma
mal, weil ma da so unter sich sind, was hama eigentlich gwählt?
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