Sonntag, 14. September 2014

Politik, 15. September 2014:


Reformen ja, aber bitte net so gach

Wiederum wandert unser Blick weg von unserem kleinen, heimeligen Örtchen in unsere wunderschöne Hauptstadt, nach Wien. Sehr vieles ist im Umbruch begriffen. Die elektrisierende Spannung ist bis hierher, fernab der Stadt Freuds, Nestroys, Kraus und wie sie alle heißen, spürbar. So viel Veränderungs- und Reformwille wird spürbar, dass es schon beinahe Angst macht, vor allem, wenn dieser Wille auch noch überschwappt auf den Rest des Landes, und das, wo man sich als offizieller Vertreter der regierenden Schicht gerade erst behaglich niedergelassen hat. Es ist natürlich noch nicht so weit, aber es gilt die laufenden Veränderungen nicht aus dem Blick zu verlieren, um nötigenfalls entsprechend rasch darauf reagieren zu können. Nicht, dass es irgendeinen Plan gäbe wie zu reagieren wäre, im Falle des Falles, aber schließlich muss es überhaupt einmal passieren, und man muss doch nicht immer gleich das Schlimmste annehmen. Dennoch gilt es aufmerksam zu bleiben und die Geschehnisse zu verfolgen. Die Ablösung Michael Spindeleggers durch Reinhold Mitterlehner führte so bereits zu einem bedächtigen, aber durchaus sichtbaren Kräuseln der Stirn und zu einem besorgten Seufzen, doch postwendend kam die Entwarnung, denn ja, er wäre wohl für Reformen, so die bedächtige, staatstragende Stimme des neu designierten Vizekanzlers, aber bitte net so gach und vor allem nicht inhaltlich, denn die konservativen Kräfte orientieren sich nach wie vor an der Vorgehensweise der römisch-katholischen Kirche, deren Mühlen langsam mahlen, wie im gleichen Atemzug als Beispiel gebracht wurde. Und das ist auch nachvollziehbar. Schließlich gilt es zu bedenken, dass ja die ÖVP quasi erst gestern Regierungsverantwortung übernommen hat. Die bisherigen fast 30 Jahre kann man ja – gemessen an vatikanischen Zeitmessern – kaum als eine ernstzunehmende Zeitspanne bezeichnen, und die paar Jahre, in denen sie den Kanzler stellte, die reichten gerade mal aus sich von der geschlagenen Wahl zu erholen und sich auf die nächste vorzubereiten. Und geschlagen war die Wahl im wahrsten Sinne des Wortes, als sich Herr Schüssel vom dritten Platz auf den Bundeskanzlerthron katapultierte, aber das ist ja im Vergleich zu anderem ewig lange her. Ein Glück, dass zumindest der Wähler so ein kurzes Gedächtnis hat. Dennoch darf nichts übers Knie gebrochen werden. Nach wie vor stehen die großen Themen Schul- und Verwaltungsreform im Raum, aber es will wohlüberlegt sein. Immerhin fand die letzte große Schulreform erst 1869 statt, also quasi vorgestern.

Freitag, 12. September 2014

Politik, 12. September 2014:


Mehr Zwerge braucht das Land

„Wir sind immer gewillt und bereit von anderen zu lernen“, tönt es aus dem Bürgermeisterpalais, respektive –büro, und im Augenblick ist es das Ländle[1] auf das voller Interesse geblickt wird, denn dort zeigen sich die kreativen Kräfte am deutlichsten. So setzt die SPÖ auf Zwerge. In dem Fall sind nicht die Funktionäre gemeint, die durch das Buckeln und Fußabstreiferlecken wie Zwerge wirken, auch nicht der in seiner freien Meinungsäußerung klein gehaltene Wähler, sondern echte, urige Gartenzwerge, die nun in Massen an die Bevölkerung verschenkt werden. Natürlich tragen sie zünftig Vorarlberger Tracht, denn selbst im Ländle scheinen die politischen Mauern nicht mehr unüberwindbar. Traditionell wählen die Vorarlberger konservativ, also die ÖVP, doch nun ist dies nicht mehr so eindeutig und die Linke oder Mitte-Links oder Links-Mitte oder Mitte-Links-Mitte oder Links-Mitte-Links – so genau weiß das keiner, nicht einmal mehr die Genossen, und es ändert sich auch nach Inhalt und Gesprächspartner – wittert ihre Chance. Sie hatten es auch nicht leicht. So wurde die Partei doch erst vor kurzem von Sozialistischer Partei Österreichs zu Sozialdemokratischer Partei Österreichs unbenannt, wobei man natürlich darauf bedacht war alle Gesinnungen, von nostalgisch-marxistisch bis liberal-öko-sozial, unter einen Hut zu bringen. Da soll noch mal einer sagen, Zauberer gibt es nicht in der Politik. Gegen solche Tricks kann ein David Copperfield einpacken. So wurden die Gartenzwerge aus dem Hut gezaubert. Natürlich war die erste Idee, die Zwerge wählen zu lassen, doch selbst in der SPÖ erkannte man, dass es wohl schwierig wäre zu erklären warum ein Gartenzwerg eine Stimme bekäme, auch wenn er über einen Staatsbürgerschaftsnachweis bekäme und darüber hinaus seinen ständigen Wohnsitz in einem vorarlbergischen Garten nachweisen kann, denn noch stehen sie nicht in den Gärten, sondern in irgendeinem Lager, da sonderbarerweise diese Zwerge niemand will. Nun zumindest wissen wir nun wohin es unsere Steuergelder vertreibt. Wie wertvoll diese Zwerge sind zeigt sich daran, dass bereits 100 ganz offensichtlich gestohlen wurden. Demnächst werden sie am Schwarzmarkt auftauchen und horrende Summen einbringen. Aber vielleicht hätte sich die SPÖ-Vorarlberg auch mehr an die Ratschläge einer berühmten Modeexpertin halten und sich den NEOS annähern sollen. Eben jene Modeexpertin erklärte das bisherige schlechte Abschneiden der SPÖ durch die unglückliche Farbkonstellation. „Denn in Vorarlberg gibt es so viel Grün. Wenn man da Rot dazugibt, dann denken die Menschen sofort an Weihnachten, doch Weihnachten gibt es nur einmal im Jahr, und Wahlen sind zumeist zu einer anderen Zeit, zu der die Menschen auch nicht so leicht bereit sind die Schwachen und Minderbemittelten zu unterstützen“, gab sie zu bedenken, „Und doch gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma, denn Pink ist nicht nur die neue Trendfarbe, vor allem im Ländle, das nun von den Pinken quasi im Sturm erobert wird, es ist auch eine Farbe, die unabhängig von irgendwelchen Festen Lebensfreude und Aufbruchsstimmung vermittelt. Wenn sich nun die SPÖ an die NEOS annähert, so können die Gartenzwerge in Pink aufgepeppt werden, und so weit sind ja die beiden nicht voneinander entfernt, zumindest farblich. Inhaltlich, das versteht ja sowieso niemand. Deshalb mein Rat, setzt auf Pink.“ Ob die SPÖ sich das nun zu Herzen nimmt oder nicht, eines ist sicher in Österreich, von Zwergen und Zwerg-sein versteht man hier jede Menge, und deshalb kann man die SPÖ im Ländle zu diesem fulminanten Vorstoß nur beglückwünschen. Vielleicht kommt ja irgendwann der Tag, an dem sie verkünden können: „Meine lieben Pensionisten, wir können Euch Eure Pensionen nicht mehr auszahlen, aber dafür erhält jeder einen wunderschönen Gartenzwerg.“ Und der Jubel wird überwältigend sein.


[1] Mit Ländle ist das westlichste Bundesland Österreichs, Vorarlberg, gemeint.