Sonntag, 2. November 2014

Allerseelen, 02. November 2014:


Alles sehr betrüblich

"Betrüblich ist es allemal", gab Pfarrer Gotthold Seelenvoll unumwunden zu, nachdem er sich, gemischt unter seine Schäfchen im Wirtshaus, auf den einen oder anderen, und dann nochmals auf den anderen oder einen - man darf ja niemanden vor den Kopf stoßen in seiner verantwortungsvollen Position - Spritzer einladen hatte lassen, "Sehr betrüblich sogar." "Was ist sehr betrüblich?", fragte unser über alles geschätzter Herr Bürgermeister mitfühlend nach. Diese Allerheiligenfeiertage mit all dem Friedhofsgetue und dem ständigen Gerede über die Verstorbenen, das kann sogar einen Mann wie unseren Herrn Bürgermeister zum Grübeln bringen, so dass er sein Mitgefühl leicht aufzubringen vermochte. Schließlich wird erst im Miteinander ein Gefühl zu einem Mitgefühl. "Wissen Sie, unsere Altvorderen, die haben sich schon was dabei gedacht, als sie den Allerseelentag einführten", erklärte der Pfarrer. "Nun, vielleicht können Sie uns das erzählen", sagte der Herr Bürgermeister vorsichtig, "Ich meine, ich weiß natürlich Bescheid, aber ich glaube, dass es nicht alle so genau wissen, und Sie haben schließlich - wie sagt man - ach ja, quasi, sozusagen, ihre Pfründe auf diesem Gebiet." Da hatte er sich wirklich elegant aus der Affäre gezogen, dachte der Herr Bürgermeister für sich, während er sich gedanklich auf die Schulter schlug. "Vielen Dank, Herr Bürgermeister", quittierte der Pfarrer dieses Privileg freudestrahlend, um dann, nun an alle gewandt, fortzusetzen, "Wie wir alle wissen, gedenken wir an Allerheiligen - es bringt ja auch der Name zum Ausdruck, und nebenbei habe ich gestern in meiner Predigt davon gesprochen, aber da waren nicht alle anwesend - aller Heiligen und bitten um ihren Beistand. Am Allerseelentag jedoch sollen unsere Gedanken und vor allem unsere Gebete ganz auf die gerichtet sein, die schon gestorben sind, aber deren Seelen den Sprung in den Himmel noch nicht geschafft haben. Um nun diesen Vorgang zu beschleunigen, konnte man den Pfarrer dazu bringen für den einen oder anderen Verstorbenen ein gutes Wort einzulegen, denn schließlich hat das Wort eines Pfarrers bei Gott mehr Gewicht als das eines normalen Christen. Und zum Zeichen des aufrichtigen Wunsches, dass eben jene Seele in die ewige Glückseligkeit einginge, ließ man dem Pfarrer eine - sagen wir mal - finanzielle Unterstützung zukommen, damals Ablass genannt, und das, ja das, ist alles in Vergessenheit geraten. Niemand hat mehr Interesse daran seine armen Anverwandten aus den Grauen der Qualen des Fegefeuers zu erretten, obwohl es doch so einfach sein könnte." Damit schloss der Pfarrer seinen Bericht. "Es ist ja so betrüblich", entfuhr es dem Herrn Bürgermeister unwillkürlich, um dann nur desto resoluter hinzuzufügen, "Das kann nicht so sein, dass der Bürger, der gute Christ, nichts mehr hergibt für das Seelenheil der von ihm geliebten Menschen, dass er alles für sich behält. Das mit dem Ablass, dass sollten wir schleunigst wieder beleben, für die armen Seelen und die armen, geknechteten Volksvertreter, die weder Mühen noch Plagen scheuen um sich für die Bürger stark zu machen, die ihr Leben und manchmal auch ihre Gesundheit dahingeben, nur um dem Volk zu dienen. Gleicher unter Gleichen, nein ein Knecht des Volkssouveräns, und dann genügt oft ein kleiner Schweißtropfen zu viel und schon redet niemand mehr über die großartige Arbeit, die man leistet, sondern nur mehr davon, und man wird einfach so abserviert, und dann war alles umsonst. So wäre es höchste Zeit, für jeden aufrechten Bürger, für jeden aufrechten Demokraten und für jeden, der unsere nationalen Grundlagen in Form des Christentums achtet, einen Ablass zu zahlen, frohen Herzens, weil man weiß, dass es recht angelegt ist für die armen Seelen im Fegefeuer und die in den Amtsstuben und Parlamenten, dass endlich wieder Gleichgewicht herrscht und der Dienst am Menschen eine entsprechende Würdigung erfährt. Prost!" Erschöpft von solch einer emotional aufwühlenden Rede, lässt sich der Herr Bürgermeister in seinen Platz sinken, während er sehr wohl wahrnimmt wie sehr er die Menschen mitzureißen vermochte. Der eine oder andere drückte sich wohl verstohlen eine Träne weg. Ja, er hatte sie erreicht, in ihrem tiefsten Inneren, war er überzeugt, als der reichste Bauer im Ort sich erhob und sagte, "Wirklich schön hast des gsagt, Bürgermeister, das macht Dir niemand so schnell nach, wie Du das sagst, das Prost." Verdattert sah der Bürgermeister seinem Gegenüber in die Augen, mit offenem Mund und ohne recht zu glauben, was er da hören musste. Leise und verstohlen verlies er die illustre Runde und schlüpfte, den Hut tief ins Gesicht gezogen, in die wartende Limousine, während der Chauffeur pflichtbewusst die Türe hinter ihm schloss.

Sonntag, 14. September 2014

Politik, 15. September 2014:


Reformen ja, aber bitte net so gach

Wiederum wandert unser Blick weg von unserem kleinen, heimeligen Örtchen in unsere wunderschöne Hauptstadt, nach Wien. Sehr vieles ist im Umbruch begriffen. Die elektrisierende Spannung ist bis hierher, fernab der Stadt Freuds, Nestroys, Kraus und wie sie alle heißen, spürbar. So viel Veränderungs- und Reformwille wird spürbar, dass es schon beinahe Angst macht, vor allem, wenn dieser Wille auch noch überschwappt auf den Rest des Landes, und das, wo man sich als offizieller Vertreter der regierenden Schicht gerade erst behaglich niedergelassen hat. Es ist natürlich noch nicht so weit, aber es gilt die laufenden Veränderungen nicht aus dem Blick zu verlieren, um nötigenfalls entsprechend rasch darauf reagieren zu können. Nicht, dass es irgendeinen Plan gäbe wie zu reagieren wäre, im Falle des Falles, aber schließlich muss es überhaupt einmal passieren, und man muss doch nicht immer gleich das Schlimmste annehmen. Dennoch gilt es aufmerksam zu bleiben und die Geschehnisse zu verfolgen. Die Ablösung Michael Spindeleggers durch Reinhold Mitterlehner führte so bereits zu einem bedächtigen, aber durchaus sichtbaren Kräuseln der Stirn und zu einem besorgten Seufzen, doch postwendend kam die Entwarnung, denn ja, er wäre wohl für Reformen, so die bedächtige, staatstragende Stimme des neu designierten Vizekanzlers, aber bitte net so gach und vor allem nicht inhaltlich, denn die konservativen Kräfte orientieren sich nach wie vor an der Vorgehensweise der römisch-katholischen Kirche, deren Mühlen langsam mahlen, wie im gleichen Atemzug als Beispiel gebracht wurde. Und das ist auch nachvollziehbar. Schließlich gilt es zu bedenken, dass ja die ÖVP quasi erst gestern Regierungsverantwortung übernommen hat. Die bisherigen fast 30 Jahre kann man ja – gemessen an vatikanischen Zeitmessern – kaum als eine ernstzunehmende Zeitspanne bezeichnen, und die paar Jahre, in denen sie den Kanzler stellte, die reichten gerade mal aus sich von der geschlagenen Wahl zu erholen und sich auf die nächste vorzubereiten. Und geschlagen war die Wahl im wahrsten Sinne des Wortes, als sich Herr Schüssel vom dritten Platz auf den Bundeskanzlerthron katapultierte, aber das ist ja im Vergleich zu anderem ewig lange her. Ein Glück, dass zumindest der Wähler so ein kurzes Gedächtnis hat. Dennoch darf nichts übers Knie gebrochen werden. Nach wie vor stehen die großen Themen Schul- und Verwaltungsreform im Raum, aber es will wohlüberlegt sein. Immerhin fand die letzte große Schulreform erst 1869 statt, also quasi vorgestern.

Freitag, 12. September 2014

Politik, 12. September 2014:


Mehr Zwerge braucht das Land

„Wir sind immer gewillt und bereit von anderen zu lernen“, tönt es aus dem Bürgermeisterpalais, respektive –büro, und im Augenblick ist es das Ländle[1] auf das voller Interesse geblickt wird, denn dort zeigen sich die kreativen Kräfte am deutlichsten. So setzt die SPÖ auf Zwerge. In dem Fall sind nicht die Funktionäre gemeint, die durch das Buckeln und Fußabstreiferlecken wie Zwerge wirken, auch nicht der in seiner freien Meinungsäußerung klein gehaltene Wähler, sondern echte, urige Gartenzwerge, die nun in Massen an die Bevölkerung verschenkt werden. Natürlich tragen sie zünftig Vorarlberger Tracht, denn selbst im Ländle scheinen die politischen Mauern nicht mehr unüberwindbar. Traditionell wählen die Vorarlberger konservativ, also die ÖVP, doch nun ist dies nicht mehr so eindeutig und die Linke oder Mitte-Links oder Links-Mitte oder Mitte-Links-Mitte oder Links-Mitte-Links – so genau weiß das keiner, nicht einmal mehr die Genossen, und es ändert sich auch nach Inhalt und Gesprächspartner – wittert ihre Chance. Sie hatten es auch nicht leicht. So wurde die Partei doch erst vor kurzem von Sozialistischer Partei Österreichs zu Sozialdemokratischer Partei Österreichs unbenannt, wobei man natürlich darauf bedacht war alle Gesinnungen, von nostalgisch-marxistisch bis liberal-öko-sozial, unter einen Hut zu bringen. Da soll noch mal einer sagen, Zauberer gibt es nicht in der Politik. Gegen solche Tricks kann ein David Copperfield einpacken. So wurden die Gartenzwerge aus dem Hut gezaubert. Natürlich war die erste Idee, die Zwerge wählen zu lassen, doch selbst in der SPÖ erkannte man, dass es wohl schwierig wäre zu erklären warum ein Gartenzwerg eine Stimme bekäme, auch wenn er über einen Staatsbürgerschaftsnachweis bekäme und darüber hinaus seinen ständigen Wohnsitz in einem vorarlbergischen Garten nachweisen kann, denn noch stehen sie nicht in den Gärten, sondern in irgendeinem Lager, da sonderbarerweise diese Zwerge niemand will. Nun zumindest wissen wir nun wohin es unsere Steuergelder vertreibt. Wie wertvoll diese Zwerge sind zeigt sich daran, dass bereits 100 ganz offensichtlich gestohlen wurden. Demnächst werden sie am Schwarzmarkt auftauchen und horrende Summen einbringen. Aber vielleicht hätte sich die SPÖ-Vorarlberg auch mehr an die Ratschläge einer berühmten Modeexpertin halten und sich den NEOS annähern sollen. Eben jene Modeexpertin erklärte das bisherige schlechte Abschneiden der SPÖ durch die unglückliche Farbkonstellation. „Denn in Vorarlberg gibt es so viel Grün. Wenn man da Rot dazugibt, dann denken die Menschen sofort an Weihnachten, doch Weihnachten gibt es nur einmal im Jahr, und Wahlen sind zumeist zu einer anderen Zeit, zu der die Menschen auch nicht so leicht bereit sind die Schwachen und Minderbemittelten zu unterstützen“, gab sie zu bedenken, „Und doch gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma, denn Pink ist nicht nur die neue Trendfarbe, vor allem im Ländle, das nun von den Pinken quasi im Sturm erobert wird, es ist auch eine Farbe, die unabhängig von irgendwelchen Festen Lebensfreude und Aufbruchsstimmung vermittelt. Wenn sich nun die SPÖ an die NEOS annähert, so können die Gartenzwerge in Pink aufgepeppt werden, und so weit sind ja die beiden nicht voneinander entfernt, zumindest farblich. Inhaltlich, das versteht ja sowieso niemand. Deshalb mein Rat, setzt auf Pink.“ Ob die SPÖ sich das nun zu Herzen nimmt oder nicht, eines ist sicher in Österreich, von Zwergen und Zwerg-sein versteht man hier jede Menge, und deshalb kann man die SPÖ im Ländle zu diesem fulminanten Vorstoß nur beglückwünschen. Vielleicht kommt ja irgendwann der Tag, an dem sie verkünden können: „Meine lieben Pensionisten, wir können Euch Eure Pensionen nicht mehr auszahlen, aber dafür erhält jeder einen wunderschönen Gartenzwerg.“ Und der Jubel wird überwältigend sein.


[1] Mit Ländle ist das westlichste Bundesland Österreichs, Vorarlberg, gemeint.

Sonntag, 27. Juli 2014

Lokales, 27. Juli 2014: Wehret den Anfängen


Liebe Mitbürger und –rinnen!

Tiefgreifende Veränderungen zeichnen sich in unserem malerischen Städtchen ab. Natürlich kann man sagen, ich malte den Teufel an die Wand, doch ich kann von mir behaupten, dass ich weitsichtig und vorausschauend bin, doch vor allem kann ich Recht von Unrecht unterscheiden. Deshalb haben Sie auch bei der letzten Wahl mit eindeutiger Mehrheit entschieden, dass ich Ihr Bürgermeister sein soll, der mit strenger aber gnädiger Hand regiert, der sich für sein Volk einsetzt, aber auch für die natürliche, gottgegebene Ordnung. Es mag müßig erscheinen auf diese Grundlagen verweisen zu müssen, doch die Gefahr, die sich gerade auftut, gebietet es, und jeder, der redlichen Gemütes und vor allem bei gesundem Verstand ist, wird mir unbedingt recht geben. Wir wissen alle, und Jahrtausende der Rezeption können nicht falsch sein, dass Gott den Mann nach seinem Bilde schuf, die Frau aber aus der Rippe des Mannes. Des Weiteren wurde bestimmt, dass der Mann außer Haus arbeitet und die Frau im Haus, die Wohnstatt zu bereiten für sich und ihre Lieben. Natürlich wissen wir mittlerweile, dass eine Frau, wenn es denn nicht zu Lasten ihrer hausfraulichen Pflichten geht, einem Beruf nachgehen darf, aber letztlich ist doch die Familie, als Keimzelle unserer Gesellschaft, der höchste Wert. In einer Gemeinschaft soll sich jeder nach seinen Kräften und seinen persönlichen Fähigkeiten einbringen, denn so profitiert die Gemeinschaft am meisten davon. Das bedeutet, dass der Mann dafür ausersehen ist außer Haus zu arbeiten und seine Familie zu versorgen. Weil er eben außer Haus arbeitet, hat er einen viel weiteren Blick und kann deshalb in politischen Belangen seine Beiträge leisten. Das ist natürlich nur möglich, weil ihm seine Frau den Rücken freihält und ein politisches Amt ist immer noch ein ehrenvolles. Dass der Mann dazu von Haus aus die Veranlagung mitbringt ist wohl müßig zu erwähnen. Natürlich kann auch eine Frau außer Haus arbeiten, aber nachdem sie die Kinder auf die Welt bringt, ist sie in vorzüglicher Weise dazu geeignet die Arbeit der Erziehung zu übernehmen und damit den Grundstein für eine gesunde Zukunft zu legen. So gilt ihr Denken trotz der auswärtigen Tätigkeit mehr im Häuslichen. Das ist was sie auszeichnet und adelt. Jetzt aber meinen manche Frauen in unserer Gemeinde sich darüber hinwegsetzen zu müssen. Der erste Schritt geschah dadurch, dass sie nun eine politische Partei gründeten. Die Vorgespräche fanden nicht im Wirtshaus statt, wie es wohl anständig wäre, sondern bei diversen Kaffeerunden in privaten Häusern, was den konspirativen Charakter dieser weiblichen Zusammenrottung nur noch zusätzlich verstärkt. Natürlich haben Frauen im Wirtshaus nichts verloren, zumindest nicht ohne männliche Begleitung, wie schon der Heilige Paulus sagte, woraus folgt, dass auch ohne gesetzliche Regelung, es sich einfach nicht gehört, dass Frauen eine politische Partei gründen. Das sagt schon der gesunde Mannes- wollte sagen Menschenverstand. Natürlich wird es niemand ernst nehmen und es wird sich auch kaum jemand finden, der eine Partei wählt, die solch einen dubiosen Namen wie „Frauenpartei“ trägt, doch alleine der Gedanke, dass es sie gibt, dass Frauen auf solch eine widernatürliche Idee kommen konnte, das allein zeigt mir eines ganz deutlich. Ihr Männer duldet es und lasst euren Frauen zu viele Freiräume. Eigentlich müsste jede Frau von morgens bis abends beschäftigt sein, vor allem mit dem einen Gedanken, ihren Mann glücklich zu machen, doch sobald sie zu wenig beschäftigt sind kommen sie auf dumme Gedanken, wie Seitensprung oder Parteiengründung. Ich appelliere an die Vernunft und an die Männer, lasst euch das nicht gefallen und wehret den Anfängen. Zeigt euren Frauen wo ihr Platz ist, geht ihnen was zu tun und kauft ihnen Blumen, wenn alles andere nichts nutzt. Züchtigen ist ja leider nicht mehr erlaubt, so nötig es auch wäre. Und an alle Frauen, die noch nicht den Verstand verloren haben, so weit es einen solchen in weiblich überhaupt gibt, seid euren abtrünnigen Geschlechtsgenossinnen und ein gutes Vorbild und sagt ihnen was sich gehört. Dann wird auch alles so gut bleiben wie es immer war. Ich vertraue auf meine Bürger, und auch ein wenig auf die –rinnen.

Euer Bürgermeiste,
Max Mustermann

Sonntag, 13. Juli 2014

Recht und Ordnung, 13. Juli 2014: Interessensabwägung


Interessensabwägung

„Wenn ich Sie also recht verstehe, Frau Professor“, versuchte Maria Marana, Reporterin beim feministischen Untergrundblatt Mustermannshausen „Femme“, das Unerhörte der Aussage zusammenzufassen, „dann gibt es selbst in unserem Rechtsstaat Dinge und Einrichtungen, die von Rechts wegen erlaubt sind, auch wenn die Gefahr für Leib und Leben, für psychische und physische Gesundheit mancher Menschen dadurch massivst bedroht sind?“ „Genau so ist es“, bestätigte Frau Professor Sophia Lang rundweg, „Allerdings geht es hier um eine Interessensabwägung. Wird mehr Schaden angerichtet indem man die Dinge bzw. Einrichtungen erlaubt oder dadurch, dass man sie untersagt. Es gibt nicht auf der Welt, das nur gut und nichts was nur schlecht ist, so dass man entscheiden muss respektive der Gesetzgeber, ob das Gute oder das Schlechte überwiegt. Sobald das Gute überwiegt, also die Mehrheit der Menschen einen positiven Nutzen daraus zieht, ist der Gesetzgeber gehalten dies beizubehalten. Die wenigen, die Schaden nehmen, nun, die muss man eben im Sinne der Allgemeinheit in Kauf nehmen. Das ist nun mal das Grundübel des demokratischen Rechtsstaates.“ „Das klingt recht überzeugend, auch wenn ich mir darunter nun nichts Rechtes vorstellen kann“, entgegnete Maria Marana, „Aber vielleicht hätten sie die Güte und geben uns ein Beispiel, damit unsere Leserinnen sich besser zurecht finden.“ „Mit dem größten Vergnügen“, erklärte sich Frau Professor Lang sofort bereit der Bitte der Reporterin zu entsprechen, „Es ist eine Institution, die uns allen vertraut ist, ja nicht nur vertraut, alle von uns sind in irgendeiner Weise damit verbunden und darin verhaftet, und zwar ein Leben lang. Ich will nicht von 100% sprechen, doch die, die es schaffen sich von ihr abzuwenden, vermögen sie doch nie ganz aus ihren Gedanken zu verbannen. Sie kann Heimstatt und Zufluchtsort und Geborgenheit bedeuten.“ „Also grundsätzlich eine gute Einrichtung?“, unterbrach Maria Marana ungestüm. „Grundsätzlich, aber es ist auch die Institution, in der am meisten Gewalt ausgeübt wird. Machtmissbrauch und Unterdrückung finden darin ungestraft, da fast immer ungesehen, statt. Sie ist die Zuchtstätte von Psychosen und Neurosen. In ihr werden Schizophrenie und Depressionen nach geradezu vererbt.“ „Das klingt ja schrecklich!“, entsetzte sich Maria Marana glaubwürdig, „Und dennoch bleibt sie so wie sie ist? Ich meine, wenn sie schon gute Seiten hat, die dazu berechtigen sie aufrecht zu erhalten, so wäre es doch vielleicht möglich sie zu reformieren, um die negative Seite abzufedern?“ „Nun, der Gedanke wurde schon geäußert und er klingt auch durchaus plausibel, doch diese Institution ist so alt und etabliert, dass sie sich offenbar allein daraus schon das Recht herauszunehmen scheint sich nicht verändern zu müssen“, meinte Frau Professor Lang, „Ihre Befürworter berufen sich quasi auf das Recht der Historie, was nicht unbedingt sehr plausibel ist, weil sich sonst nie etwas ändern dürfte, aber es funktioniert nach wie vor.“ „Dann weiß ich wovon Sie sprechen!“, warf Maria Marana freudestrahlend ein. „Na dann sagen Sie mal ob Sie es erkannt haben“, zeigte sich Frau Professor Lang gequält interessiert. „Sie sprechen von der katholischen Kirche“, antwortete Maria Marana, und ein breites Lächeln überzog ihr Gesicht, wie bei einem Kind, das nach langem Suchen ein Spielzeug wiedergefunden hatte. „Nun, wenn ich es recht bedenke, so ist ihr Gedankengang gar nicht so falsch. Viele der vorgebrachten Kritikpunkte sind diesen Institutionen gemein. Gut überlegt“, entgegnete Frau Professor Lang, „Aber in dem Fall meine ich eine Institution, die an sich kleiner ist, aber doch überall vertreten. Ich spreche von dem, was manche Menschen als die Keimzelle unserer Gesellschaft bezeichnen. So gesehen würden sie damit nur bestätigen, wie krank unsere Gesellschaft selbst ist, ich spreche von der Familie.“

Sonntag, 6. Juli 2014

Beauty und Wellness, 06. Juli 2014:


Es lebe die Barbie-Puppe

Natürlich ändern sich Schönheitsideale im Laufe der Zeit, aber wenn es einmal eines gibt, dann hat man diesem bedingungslos zu folgen. Dies bezieht sich nun nicht mehr nur auf die Frau, sondern auch auf den Mann, aber wichtiger ist es selbstverständlich nach wie vor für die Frau. Ist doch schön, wenn frau weiß was wirklich zählt im Leben. Offengesprochen ist darin auch der eigentliche Grund zu suchen warum sich die Gehälter von Frauen und Männern niemals angleichen dürfen, denn Männer können sich immer noch schön verdienen, aber wenn Frauen das auch könnten, ganze Industrien würden vor die Hunde gehen und all die armen Labortiere würden ihr schönes zu Hause verlieren, in dem man sich ihnen immer wieder fürsorglich zuwendet. Welche Ratte, welches Meerschweinchen, welcher Hund kann sonst behaupten, dass seine vitalen Funktionen nahezu stündlich geprüft werden. Da nehmen sie doch gerne Torturen, faulende Zähne und Schmerzen in Kauf. Wären Sie nicht auch gerne Labortier, bei so viel Aufmerksamkeit? Aber ich schweife vom Thema ab. Nun sollen die Industrien, von der Kosmetik über die Mode bis hin zum Lifestyle erhalten bleiben, und das geht nur über ein gewisses Schönheitsideal und den Drang vieler Frauen einen reichen Mann zu heiraten, für den es sich lohnt all die Strapazen und Torturen über sich ergehen zu lassen. Ganz oben auf der Liste steht die Forderung nach Konfektionsgröße 34 minus. Wie aus dem Bild zu ersehen ist, wirklich anzustreben. Deshalb ist es nur umso verwunderlicher warum die Barbie-Puppen immer mehr an Zuspruch verlieren, obwohl sie doch wirklich dem Ideal entsprechen. Deshalb heißt es hungern oder stundenlang Sport betreiben oder Finger in den Hals. Auch wenn es verwunderlicher Weise niemand laut auszusprechen wagt, wie ihr es macht ist egal, wichtig ist das Resultat. Und wenn das alles nichts nutzt, na dann raus mit dem halben Magen oder rein mit dem Magenband, und alles ist gut. Der nächste Punkt sind die Falten und sonstige störende, irritierende Abweichungen vom Ideal. Botoxspritzen kann sich ja heutzutage wirklich schon jeder leisten, und wenn nicht, das Nervengift hat zur Not auch der Hausarzt und den Unterspritzbeton der Baumeister. Irgendwie kommt man schon ran an Stoff, wesentlich ist wieder das Ergebnis. Alles andere, was sich überspachteln lässt wird gnadenlos mit Kosmetika zugespachtelt. Aber nicht vergessen, ab und an ungeschminkt in den Spiegel zu sehen, nicht dass sonst zu Unrecht der Spiegelfabrikant eines Tages wegen groben Unfugs verklagt wird, nur weil frau sich vor dem eigenen Gesicht erschreckt. Künstliche Nägel und falsche Haare sind sowieso Grundforderungen, denn die Natur kann dem künstlichen nie an Ebenmaß und Eleganz gleichkommen, also warum nicht gleich darauf zurückkommen, wenn es doch so einfach ist, bevor frau sich mit der Natur unnötig herumplagt. Das Haupthaar in Fülle und Pracht, und der Rest der Härchen wird rigoros entfernt. selbstverständlich. Letztendlich werden alle gleich aussehen – und dort wollen wir auch hin. Dem wird auch ein wenig nachzuhelfen sein, indem es in den Geschäften keine Kleider mehr über Größe 38 gibt, so dass die Frauen, die mit einer höheren Konfektionsgröße gestraft sind, respektive sich selber strafen, in Sack und Asche gehen müssen. Das dient nicht der Bestrafung, sondern der Läuterung. Auch die Diskriminierung und die Mobbingattacken, die auf lange Sicht das Selbstbewusstsein der Frau stärken und vor allem ihren Willen dazugehören zu wollen. Die letzten verbliebenen Vehikel sollen sich in ihren Wohnungen verkriechen oder in ein Erdloch, völlig egal, Hauptsache mir aus den Augen, bis ihr es endlich verstanden habt und ausseht wie Barbie.

Sonntag, 29. Juni 2014

Recht und Ordnung, 29. Juni 2014:


Mehr Gesetze braucht das Land

Endlich ist es so weit. Der Antrag ist eingebracht und wir werden ihn auch befürworten. Jeder normal denkende Mensch würde diesen befürworten. Deshalb ist es letztlich Wahnsinn, dass es erst so spät kommt. Demnach ist es ab jetzt strengstens untersagt, dass in einem Auto, in dem Kinder unter 12 Jahren mitfahren, geraucht wird. Grundsätzlich möchte man meinen, dass jeder, der über ein wenig gesunden Menschenverstand verfügen würde, das sowieso nicht tut. Dem ist aber offenbar nicht so, und deshalb muss ein Gesetz her, denn die Kinder leiden – wie mittlerweile auch jeder wissen müsste – am meisten unter dem Passivrauchen. Wer verantwortungsvoll handelt, der wird das verstehen – und wer es nicht tut, dem ist sowieso nicht zu helfen, aber die kleinen Kindleins, die muss man retten, wenn nötig mit Gewalt. Beim ersten Verstoß wird es eine saftige Geldstrafe geben. Kolportiert werden zwischen € 500,-- und € 1.000,--, bringt also dem Staat auch ein bisschen was. Beim zweiten Mal kommt es zum Verlust des Führerscheins, und beim dritten Mal wird eine Gefängnisstrafe zu verhängen sein, in einem Nichtraucher-Gefängnis, denn Passivrauchen schadet auch Mithäftlingen. Deshalb werden wir auch bei dem ersten Schritt nicht stehenbleiben und das Gesetz, wenn es sich einmal durchgesetzt hat, klammheimlich auch auf mitfahrende Erwachsene ausweiten, die nicht rauchen bis hin zum Raucher selbst, der sich selbstverständlich durch das Aktiv- und das Passivrauchen schadet. Zwischen den einzelnen Zügen muss er ja schließlich auch mal Luft holen. Damit aber immer noch nicht genug. Im nächsten Schritt – wenn sich alles eingependelt hat – nehmen wir die Wohnungen der Raucher ins Visier. In keiner Wohnung, ja, ganz ausdrücklich in der ganzen Wohnung, in der Kinder gemeldet sind, darf nicht geraucht werden. Dazu werden stichprobenweise Besuche abgestattet, zunächst, denn selbstverständlich folgt konsequent eine lückenlose Observierung der entsprechenden Wohnungen und Häuser. Damit haben wir die Raucher auf der Straße. Auch diese Möglichkeiten werden sukzessive eingeschränkt, und irgendwann werden wir es geschafft haben, alle Raucher in ein Ghetto verfrachtet haben, am besten mit einem gelben Stern auf dem Ärmel. Wer zurück will, muss sich den entsprechenden Rehabilitierungsmaßnahmen unterziehen. Frühestens nach drei Jahren ohne Rückfall werden diese Menschen wieder voll integrationsfähig sein und stillschweigend wieder aufgenommen. Natürlich wäre das Ziel eine 100% rauchfreie Gesellschaft. Irgendwann wird es uns gelingen, doch dann müssen die ausgefallenen Steuereinnahmen wieder wettgemacht werden, aber keine Sorge, dann werden wir mal die Menschen unter unsere Fittiche nehmen, die Alkohol oder Schokolade konsumieren. Irgendeine Quelle findet sich immer.

Sonntag, 22. Juni 2014

Sport, 22. Juni 2014:


Einen „Arsch“ für die WM

Jede Fußball-WM seit 1966 hatte eines, und deshalb ist es wohl unumgänglich gewesen, dass auch für die WM 2014 in Brasilien eines kreiert wurde. Offenbar haben sich die Macher dieses putzigen Tierchens wirklich sehr viele Gedanken gemacht, und aus dem Hut gezaubert haben sie ein putziges Gürteltier, das selbstverständlich eine tiefere Bedeutung hat. Das Gürteltier, genauerhin, das Dreibinden-Gürteltier ist vom Aussterben bedroht und es soll wohl erreicht werden, dass es verstärkt in das Bewusstsein der Menschen tritt, so dass der kleine Tommy etwa Folgendes sagt: „Mama, ich mag auch einen Fuleco!“ „Aber ja, mein Schatz, Du bekommst ihn natürlich, gleich morgen. Das Stofftierchen ist ja wirklich recht putzig.“ „Nein, ich will nicht das Stofftier“, erklärt klein Tommy resolut, „Ich möchte das echte Gürteltier! Und dann möchte ich züchten und eine Farm machen und mit ihnen Fußball spielen, denn die rollen sich zusammen wie ein Ball.“ Ob klein Tommy sein Wunsch erfüllt wurde, nun, das wollen wir gar nicht so genau wissen, aber es hat doch was Bestechendes, dass dieses kleine Tierchen plötzlich im Mittelpunkt des Interesses steht und damit sein Fortbestand gesichert ist, zumindest als Stofftier. Daneben wird natürlich auch das ökologische Bewusstsein geschult, denn der Name des Tierchens, „Fuleco“ setzt sich aus den portugiesischen Wörtern futebol (Fußball) und ecologia (Ökologie) zusammen. Leider wurde bei der Namensgebung eine Kleinigkeit übersehen – in der brasilianischen Umgangssprache, so wird zumindest behauptet, bedeutet dieses Wort „Fuleco“ so viel wie „Arsch“. Leider konnten wir das bis jetzt nicht verifizieren, da in Brasilien keine Einheimischen mehr zu finden sind, aber außerhalb von Brasilien weiß das doch sowieso niemand. Also warum darüber lamentieren. Viel wesentlicher ist der Vorwurf, dass für den Bau der Stadien und der Erstellung der notwendigen Infrastruktur, das Waldgesetz geändert wurde und es zu einer Aufhebung der bisherigen Schutzgebiete kam. Um dem entgegenzutreten, um aufzuzeigen wie Ernst die FIFA das ökologische Anliegen nimmt, floss der Begriff der Ökologie in den Namen des Maskottchens ein, was natürlich jeder auf den ersten Blick zu erkennen vermag. Damit distanziert sich der internationale Fußball von diesen unhaltbaren Vorwürfen. Wer nicht zu sehen vermag, welche Anstrengungen in diese Richtung unternommen werden, der ist ein notorischer Schwarzseher, der alles und jedes schlecht macht. Aber gute Werke werden offenbar wirklich nirgendwo anerkannt. Immer wird ein Haar in der Suppe gesucht, und wenn man keines findet, dann wirft man eines hinein, um es finden zu können. Eigentlich trifft das die Organisation sehr hart. Natürlich wird viel Geld eingenommen, aber dieses Geld kommt doch dem Land zugute und den Menschen, die darin wohnen, und dem armen Gürteltier. Nicht um Profit, nicht um Profilierung, nein, nur um Unterstützung und Hilfe geht es. Alles andere hat in dem Denken der FIFA-Funktionäre keinen Platz. Die Vertreibungen und Enteignungen, die Gewalt und die Manipulation, von der überall zu lesen und zu hören ist, davon wissen sie nichts. Wahrscheinlich ist das alles nur gestellt und fingiert. Unverstanden fühlen sie sich, aber sie werden dennoch nicht aufhören, nicht rasten noch ruhen, und ihren Auftrag zum Wohle der Menschheit und des Sports und des Gürteltiers weiter verfolgen, denn ganz gleich welche Meinungen kursieren, was auch alles abgewertet wird, sie bleiben aufrecht und standhaft. Irgendwann werden sie rehabilitiert werden, und sei es durch eine unvoreingenommene und vorurteilsfreie Geschichtsschreibung, die es doch irgendwann geben muss. Bis dahin werden die paar Millionen, die in Brasilien verdient werden, über den ersten Schmerz hinweghelfen. Also, kauft fleißig Ärsche, wollte sagen, kleine, flauschige Gürteltiere.

Sonntag, 15. Juni 2014

Sport, 15. Juni 2014:


Auf nach Brasilien

Endlich ist es soweit. Nach Monaten des Wartens – auf unserer Seite, und Jahren der Vorbereitungen, der regen Bautätigkeit und der – zugegebenermaßen – eher lästigen Säuberung der vorgesehen Spielstätten und touristischen Ziele von Straßenkindern, Bettlern und sonstigem Ungeziefer – von Seiten Brasiliens, ist es nun endlich so weit. Natürlich gibt es Kritik an dieser Vorgehensweise, obwohl es sich wirklich nur um ein Randproblem handelt. 150.000 Menschen umzusiedeln spielt doch wirklich keine Rolle. Dennoch, man muss sich vorstellen, die Besucher werden von dem Anblick der Armen abgestoßen. Es macht einfach keinen guten Eindruck. Und schließlich sollen sich die Gäste im Land wohl fühlen. Das sehen auch die Umgesiedelten uneingeschränkt ein. Dasselbe gilt natürlich auch für die Straßenhändler. Abgewetterte, schmierige Gestalten, die meinen, sie könnten selbst den Touristen ihren Ramsch andrehen. Sollen so doch verkaufen wo sie wollen, wann sie wollen – vor der WM oder nach der WM, aber ganz bestimmt nicht während dieser, denn da müssen die lizensierten Artikel der WM-Sponsoren ihren Platz haben, die eben auch entsprechend präsentiert werden. Sie können ja Urlaub machen in der Zwischenzeit und sich die Spiele ansehen. Letztendlich profitieren doch alle davon.


Dabei wird auch gerne übersehen, bei all der Kritik der selbsternannten Experten, Menschenrechtsaktivisten und Gutmenschen (haben die alle nichts zu tun, dass sie sich so wichtig machen können), wird gerne übersehen, dass die Wirtschaft des Landes massiv angekurbelt wird. Unzählige Menschen finden einen komfortablen Arbeitsplatz und verdienen enorm gut, zumindest sagten mir das die ausländischen Baufirmen, die engagiert wurden um den raschen Baufortschritt zu garantieren. Nicht nur für den Stadienbau und die Erstellung der notwendigen Infrastruktur werden viele Arbeitskräfte benötigt, auch für die Erzeugung der FIFA Fanartikel. Dabei darf nicht übersehen werden, dass diese so billig produziert werden, weil sie doch fast zum Selbstkostenpreis an den Konsumenten weitergegeben werden. 


Sollten die Menschen sich nicht geehrt fühlen, dass sie in einem Land leben dürfen, das solch ein sportliches Großereignis als Gastgeber austragen dürfen? Sollte es die Menschen nicht mit Stolz erfüllen, dass sie teilhaben können an solch einer völkerverbindenden Sportveranstaltung, die vorlebt was Fairness und Teamgeist bedeuten, wo sich keiner der Spieler in den Vordergrund drängt und schon gar nicht eine der Ehefrauen? Sie spielen ja auch nur, weil der Sport ihr Leben ist und sie die Verantwortung sehen, die sie der Jugend gegenüber tragen, der sie Vorbild sind, so dass sie sich nie etwas zu schulden kommen lassen würden, weder außerhalb des Feldes, und schon gar nicht innerhalb. Der Verdienst ist demgegenüber doch kaum der Rede wert. Und trotzdem haben die Menschen in Brasilien keine anderen Sorgen als die, wovon sie leben sollen und ihre Familien. Wozu braucht ihr Brot, ihr habt doch Spiele.

Am 12. Juni 2014 wurde der Anstoß gegeben zur Fußballweltmeisterschaft. Ein grandioses sportliches Ereignis, das wir trotz allem genießen werden, Cola schlürfend und Adidas kaufend. Die Gewinne, die besagte Marken, und viele andere in Brasilien erwirtschaften, die werden natürlich nicht dem Land zu gute kommen, aber das hat Brasilien ja auch gar nicht nötig. Die Spielstätten werden nach dem Verlassen in Mausoleen verwandelt, und wer weiß, vielleicht verirrt sich einmal ein Kind hinein, mit einem Fußball – aber das muss natürlich verhindert werden. Wir werden die Spiele genießen und den fairen Wettkampf – und nebenbei Chips und Bier und Pizza, denn es genügt ja völlig, wenn wir beim Sport zusehen. Wer weiß, vielleicht färbt es ja ab.