Sonntag, 15. Juni 2014

Sport, 15. Juni 2014:


Auf nach Brasilien

Endlich ist es soweit. Nach Monaten des Wartens – auf unserer Seite, und Jahren der Vorbereitungen, der regen Bautätigkeit und der – zugegebenermaßen – eher lästigen Säuberung der vorgesehen Spielstätten und touristischen Ziele von Straßenkindern, Bettlern und sonstigem Ungeziefer – von Seiten Brasiliens, ist es nun endlich so weit. Natürlich gibt es Kritik an dieser Vorgehensweise, obwohl es sich wirklich nur um ein Randproblem handelt. 150.000 Menschen umzusiedeln spielt doch wirklich keine Rolle. Dennoch, man muss sich vorstellen, die Besucher werden von dem Anblick der Armen abgestoßen. Es macht einfach keinen guten Eindruck. Und schließlich sollen sich die Gäste im Land wohl fühlen. Das sehen auch die Umgesiedelten uneingeschränkt ein. Dasselbe gilt natürlich auch für die Straßenhändler. Abgewetterte, schmierige Gestalten, die meinen, sie könnten selbst den Touristen ihren Ramsch andrehen. Sollen so doch verkaufen wo sie wollen, wann sie wollen – vor der WM oder nach der WM, aber ganz bestimmt nicht während dieser, denn da müssen die lizensierten Artikel der WM-Sponsoren ihren Platz haben, die eben auch entsprechend präsentiert werden. Sie können ja Urlaub machen in der Zwischenzeit und sich die Spiele ansehen. Letztendlich profitieren doch alle davon.


Dabei wird auch gerne übersehen, bei all der Kritik der selbsternannten Experten, Menschenrechtsaktivisten und Gutmenschen (haben die alle nichts zu tun, dass sie sich so wichtig machen können), wird gerne übersehen, dass die Wirtschaft des Landes massiv angekurbelt wird. Unzählige Menschen finden einen komfortablen Arbeitsplatz und verdienen enorm gut, zumindest sagten mir das die ausländischen Baufirmen, die engagiert wurden um den raschen Baufortschritt zu garantieren. Nicht nur für den Stadienbau und die Erstellung der notwendigen Infrastruktur werden viele Arbeitskräfte benötigt, auch für die Erzeugung der FIFA Fanartikel. Dabei darf nicht übersehen werden, dass diese so billig produziert werden, weil sie doch fast zum Selbstkostenpreis an den Konsumenten weitergegeben werden. 


Sollten die Menschen sich nicht geehrt fühlen, dass sie in einem Land leben dürfen, das solch ein sportliches Großereignis als Gastgeber austragen dürfen? Sollte es die Menschen nicht mit Stolz erfüllen, dass sie teilhaben können an solch einer völkerverbindenden Sportveranstaltung, die vorlebt was Fairness und Teamgeist bedeuten, wo sich keiner der Spieler in den Vordergrund drängt und schon gar nicht eine der Ehefrauen? Sie spielen ja auch nur, weil der Sport ihr Leben ist und sie die Verantwortung sehen, die sie der Jugend gegenüber tragen, der sie Vorbild sind, so dass sie sich nie etwas zu schulden kommen lassen würden, weder außerhalb des Feldes, und schon gar nicht innerhalb. Der Verdienst ist demgegenüber doch kaum der Rede wert. Und trotzdem haben die Menschen in Brasilien keine anderen Sorgen als die, wovon sie leben sollen und ihre Familien. Wozu braucht ihr Brot, ihr habt doch Spiele.

Am 12. Juni 2014 wurde der Anstoß gegeben zur Fußballweltmeisterschaft. Ein grandioses sportliches Ereignis, das wir trotz allem genießen werden, Cola schlürfend und Adidas kaufend. Die Gewinne, die besagte Marken, und viele andere in Brasilien erwirtschaften, die werden natürlich nicht dem Land zu gute kommen, aber das hat Brasilien ja auch gar nicht nötig. Die Spielstätten werden nach dem Verlassen in Mausoleen verwandelt, und wer weiß, vielleicht verirrt sich einmal ein Kind hinein, mit einem Fußball – aber das muss natürlich verhindert werden. Wir werden die Spiele genießen und den fairen Wettkampf – und nebenbei Chips und Bier und Pizza, denn es genügt ja völlig, wenn wir beim Sport zusehen. Wer weiß, vielleicht färbt es ja ab.

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