Auf nach Brasilien
Endlich ist es soweit. Nach Monaten des
Wartens – auf unserer Seite, und Jahren der Vorbereitungen, der regen
Bautätigkeit und der – zugegebenermaßen – eher lästigen Säuberung der
vorgesehen Spielstätten und touristischen Ziele von Straßenkindern, Bettlern
und sonstigem Ungeziefer – von Seiten Brasiliens, ist es nun endlich so weit. Natürlich
gibt es Kritik an dieser Vorgehensweise, obwohl es sich wirklich nur um ein
Randproblem handelt. 150.000 Menschen umzusiedeln spielt doch wirklich keine
Rolle. Dennoch, man muss sich vorstellen, die Besucher werden von dem Anblick
der Armen abgestoßen. Es macht einfach keinen guten Eindruck. Und schließlich
sollen sich die Gäste im Land wohl fühlen. Das sehen auch die Umgesiedelten
uneingeschränkt ein. Dasselbe gilt natürlich auch für die Straßenhändler.
Abgewetterte, schmierige Gestalten, die meinen, sie könnten selbst den Touristen
ihren Ramsch andrehen. Sollen so doch verkaufen wo sie wollen, wann sie wollen
– vor der WM oder nach der WM, aber ganz bestimmt nicht während dieser, denn da
müssen die lizensierten Artikel der WM-Sponsoren ihren Platz haben, die eben
auch entsprechend präsentiert werden. Sie können ja Urlaub machen in der
Zwischenzeit und sich die Spiele ansehen. Letztendlich profitieren doch alle
davon.
Dabei wird auch gerne übersehen, bei all
der Kritik der selbsternannten Experten, Menschenrechtsaktivisten und
Gutmenschen (haben die alle nichts zu tun, dass sie sich so wichtig machen
können), wird gerne übersehen, dass die Wirtschaft des Landes massiv
angekurbelt wird. Unzählige Menschen finden einen komfortablen Arbeitsplatz und
verdienen enorm gut, zumindest sagten mir das die ausländischen Baufirmen, die
engagiert wurden um den raschen Baufortschritt zu garantieren. Nicht nur für
den Stadienbau und die Erstellung der notwendigen Infrastruktur werden viele
Arbeitskräfte benötigt, auch für die Erzeugung der FIFA Fanartikel. Dabei darf
nicht übersehen werden, dass diese so billig produziert werden, weil sie doch
fast zum Selbstkostenpreis an den Konsumenten weitergegeben werden.
Sollten die
Menschen sich nicht geehrt fühlen, dass sie in einem Land leben dürfen, das
solch ein sportliches Großereignis als Gastgeber austragen dürfen? Sollte es
die Menschen nicht mit Stolz erfüllen, dass sie teilhaben können an solch einer
völkerverbindenden Sportveranstaltung, die vorlebt was Fairness und Teamgeist
bedeuten, wo sich keiner der Spieler in den Vordergrund drängt und schon gar
nicht eine der Ehefrauen? Sie spielen ja auch nur, weil der Sport ihr Leben ist
und sie die Verantwortung sehen, die sie der Jugend gegenüber tragen, der sie
Vorbild sind, so dass sie sich nie etwas zu schulden kommen lassen würden,
weder außerhalb des Feldes, und schon gar nicht innerhalb. Der Verdienst ist
demgegenüber doch kaum der Rede wert. Und trotzdem haben die Menschen in
Brasilien keine anderen Sorgen als die, wovon sie leben sollen und ihre Familien.
Wozu braucht ihr Brot, ihr habt doch Spiele.
Am 12. Juni 2014 wurde der Anstoß gegeben
zur Fußballweltmeisterschaft. Ein grandioses sportliches Ereignis, das wir
trotz allem genießen werden, Cola schlürfend und Adidas kaufend. Die Gewinne,
die besagte Marken, und viele andere in Brasilien erwirtschaften, die werden
natürlich nicht dem Land zu gute kommen, aber das hat Brasilien ja auch gar
nicht nötig. Die Spielstätten werden nach dem Verlassen in Mausoleen
verwandelt, und wer weiß, vielleicht verirrt sich einmal ein Kind hinein, mit
einem Fußball – aber das muss natürlich verhindert werden. Wir werden die
Spiele genießen und den fairen Wettkampf – und nebenbei Chips und Bier und
Pizza, denn es genügt ja völlig, wenn wir beim Sport zusehen. Wer weiß,
vielleicht färbt es ja ab.
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