Sonntag, 22. Juni 2014

Sport, 22. Juni 2014:


Einen „Arsch“ für die WM

Jede Fußball-WM seit 1966 hatte eines, und deshalb ist es wohl unumgänglich gewesen, dass auch für die WM 2014 in Brasilien eines kreiert wurde. Offenbar haben sich die Macher dieses putzigen Tierchens wirklich sehr viele Gedanken gemacht, und aus dem Hut gezaubert haben sie ein putziges Gürteltier, das selbstverständlich eine tiefere Bedeutung hat. Das Gürteltier, genauerhin, das Dreibinden-Gürteltier ist vom Aussterben bedroht und es soll wohl erreicht werden, dass es verstärkt in das Bewusstsein der Menschen tritt, so dass der kleine Tommy etwa Folgendes sagt: „Mama, ich mag auch einen Fuleco!“ „Aber ja, mein Schatz, Du bekommst ihn natürlich, gleich morgen. Das Stofftierchen ist ja wirklich recht putzig.“ „Nein, ich will nicht das Stofftier“, erklärt klein Tommy resolut, „Ich möchte das echte Gürteltier! Und dann möchte ich züchten und eine Farm machen und mit ihnen Fußball spielen, denn die rollen sich zusammen wie ein Ball.“ Ob klein Tommy sein Wunsch erfüllt wurde, nun, das wollen wir gar nicht so genau wissen, aber es hat doch was Bestechendes, dass dieses kleine Tierchen plötzlich im Mittelpunkt des Interesses steht und damit sein Fortbestand gesichert ist, zumindest als Stofftier. Daneben wird natürlich auch das ökologische Bewusstsein geschult, denn der Name des Tierchens, „Fuleco“ setzt sich aus den portugiesischen Wörtern futebol (Fußball) und ecologia (Ökologie) zusammen. Leider wurde bei der Namensgebung eine Kleinigkeit übersehen – in der brasilianischen Umgangssprache, so wird zumindest behauptet, bedeutet dieses Wort „Fuleco“ so viel wie „Arsch“. Leider konnten wir das bis jetzt nicht verifizieren, da in Brasilien keine Einheimischen mehr zu finden sind, aber außerhalb von Brasilien weiß das doch sowieso niemand. Also warum darüber lamentieren. Viel wesentlicher ist der Vorwurf, dass für den Bau der Stadien und der Erstellung der notwendigen Infrastruktur, das Waldgesetz geändert wurde und es zu einer Aufhebung der bisherigen Schutzgebiete kam. Um dem entgegenzutreten, um aufzuzeigen wie Ernst die FIFA das ökologische Anliegen nimmt, floss der Begriff der Ökologie in den Namen des Maskottchens ein, was natürlich jeder auf den ersten Blick zu erkennen vermag. Damit distanziert sich der internationale Fußball von diesen unhaltbaren Vorwürfen. Wer nicht zu sehen vermag, welche Anstrengungen in diese Richtung unternommen werden, der ist ein notorischer Schwarzseher, der alles und jedes schlecht macht. Aber gute Werke werden offenbar wirklich nirgendwo anerkannt. Immer wird ein Haar in der Suppe gesucht, und wenn man keines findet, dann wirft man eines hinein, um es finden zu können. Eigentlich trifft das die Organisation sehr hart. Natürlich wird viel Geld eingenommen, aber dieses Geld kommt doch dem Land zugute und den Menschen, die darin wohnen, und dem armen Gürteltier. Nicht um Profit, nicht um Profilierung, nein, nur um Unterstützung und Hilfe geht es. Alles andere hat in dem Denken der FIFA-Funktionäre keinen Platz. Die Vertreibungen und Enteignungen, die Gewalt und die Manipulation, von der überall zu lesen und zu hören ist, davon wissen sie nichts. Wahrscheinlich ist das alles nur gestellt und fingiert. Unverstanden fühlen sie sich, aber sie werden dennoch nicht aufhören, nicht rasten noch ruhen, und ihren Auftrag zum Wohle der Menschheit und des Sports und des Gürteltiers weiter verfolgen, denn ganz gleich welche Meinungen kursieren, was auch alles abgewertet wird, sie bleiben aufrecht und standhaft. Irgendwann werden sie rehabilitiert werden, und sei es durch eine unvoreingenommene und vorurteilsfreie Geschichtsschreibung, die es doch irgendwann geben muss. Bis dahin werden die paar Millionen, die in Brasilien verdient werden, über den ersten Schmerz hinweghelfen. Also, kauft fleißig Ärsche, wollte sagen, kleine, flauschige Gürteltiere.

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