Einen „Arsch“ für die WM
Jede Fußball-WM seit 1966 hatte eines, und
deshalb ist es wohl unumgänglich gewesen, dass auch für die WM 2014 in
Brasilien eines kreiert wurde. Offenbar haben sich die Macher dieses putzigen
Tierchens wirklich sehr viele Gedanken gemacht, und aus dem Hut gezaubert haben
sie ein putziges Gürteltier, das selbstverständlich eine tiefere Bedeutung hat.
Das Gürteltier, genauerhin, das Dreibinden-Gürteltier ist vom Aussterben
bedroht und es soll wohl erreicht werden, dass es verstärkt in das Bewusstsein
der Menschen tritt, so dass der kleine Tommy etwa Folgendes sagt: „Mama, ich
mag auch einen Fuleco!“ „Aber ja, mein Schatz, Du bekommst ihn natürlich,
gleich morgen. Das Stofftierchen ist ja wirklich recht putzig.“ „Nein, ich will
nicht das Stofftier“, erklärt klein Tommy resolut, „Ich möchte das echte
Gürteltier! Und dann möchte ich züchten und eine Farm machen und mit ihnen
Fußball spielen, denn die rollen sich zusammen wie ein Ball.“ Ob klein Tommy
sein Wunsch erfüllt wurde, nun, das wollen wir gar nicht so genau wissen, aber
es hat doch was Bestechendes, dass dieses kleine Tierchen plötzlich im
Mittelpunkt des Interesses steht und damit sein Fortbestand gesichert ist,
zumindest als Stofftier. Daneben wird natürlich auch das ökologische
Bewusstsein geschult, denn der Name des Tierchens, „Fuleco“ setzt sich aus den
portugiesischen Wörtern futebol (Fußball) und ecologia (Ökologie) zusammen.
Leider wurde bei der Namensgebung eine Kleinigkeit übersehen – in der
brasilianischen Umgangssprache, so wird zumindest behauptet, bedeutet dieses
Wort „Fuleco“ so viel wie „Arsch“. Leider konnten wir das bis jetzt nicht
verifizieren, da in Brasilien keine Einheimischen mehr zu finden sind, aber
außerhalb von Brasilien weiß das doch sowieso niemand. Also warum darüber
lamentieren. Viel wesentlicher ist der Vorwurf, dass für den Bau der Stadien
und der Erstellung der notwendigen Infrastruktur, das Waldgesetz geändert wurde
und es zu einer Aufhebung der bisherigen Schutzgebiete kam. Um dem
entgegenzutreten, um aufzuzeigen wie Ernst die FIFA das ökologische Anliegen
nimmt, floss der Begriff der Ökologie in den Namen des Maskottchens ein, was
natürlich jeder auf den ersten Blick zu erkennen vermag. Damit distanziert sich
der internationale Fußball von diesen unhaltbaren Vorwürfen. Wer nicht zu sehen
vermag, welche Anstrengungen in diese Richtung unternommen werden, der ist ein
notorischer Schwarzseher, der alles und jedes schlecht macht. Aber gute Werke
werden offenbar wirklich nirgendwo anerkannt. Immer wird ein Haar in der Suppe
gesucht, und wenn man keines findet, dann wirft man eines hinein, um es finden
zu können. Eigentlich trifft das die Organisation sehr hart. Natürlich wird
viel Geld eingenommen, aber dieses Geld kommt doch dem Land zugute und den
Menschen, die darin wohnen, und dem armen Gürteltier. Nicht um Profit, nicht um
Profilierung, nein, nur um Unterstützung und Hilfe geht es. Alles andere hat in
dem Denken der FIFA-Funktionäre keinen Platz. Die Vertreibungen und
Enteignungen, die Gewalt und die Manipulation, von der überall zu lesen und zu
hören ist, davon wissen sie nichts. Wahrscheinlich ist das alles nur gestellt
und fingiert. Unverstanden fühlen sie sich, aber sie werden dennoch nicht
aufhören, nicht rasten noch ruhen, und ihren Auftrag zum Wohle der Menschheit
und des Sports und des Gürteltiers weiter verfolgen, denn ganz gleich welche
Meinungen kursieren, was auch alles abgewertet wird, sie bleiben aufrecht und
standhaft. Irgendwann werden sie rehabilitiert werden, und sei es durch eine
unvoreingenommene und vorurteilsfreie Geschichtsschreibung, die es doch
irgendwann geben muss. Bis dahin werden die paar Millionen, die in Brasilien
verdient werden, über den ersten Schmerz hinweghelfen. Also, kauft fleißig
Ärsche, wollte sagen, kleine, flauschige Gürteltiere.
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