Sonntag, 29. Juni 2014

Recht und Ordnung, 29. Juni 2014:


Mehr Gesetze braucht das Land

Endlich ist es so weit. Der Antrag ist eingebracht und wir werden ihn auch befürworten. Jeder normal denkende Mensch würde diesen befürworten. Deshalb ist es letztlich Wahnsinn, dass es erst so spät kommt. Demnach ist es ab jetzt strengstens untersagt, dass in einem Auto, in dem Kinder unter 12 Jahren mitfahren, geraucht wird. Grundsätzlich möchte man meinen, dass jeder, der über ein wenig gesunden Menschenverstand verfügen würde, das sowieso nicht tut. Dem ist aber offenbar nicht so, und deshalb muss ein Gesetz her, denn die Kinder leiden – wie mittlerweile auch jeder wissen müsste – am meisten unter dem Passivrauchen. Wer verantwortungsvoll handelt, der wird das verstehen – und wer es nicht tut, dem ist sowieso nicht zu helfen, aber die kleinen Kindleins, die muss man retten, wenn nötig mit Gewalt. Beim ersten Verstoß wird es eine saftige Geldstrafe geben. Kolportiert werden zwischen € 500,-- und € 1.000,--, bringt also dem Staat auch ein bisschen was. Beim zweiten Mal kommt es zum Verlust des Führerscheins, und beim dritten Mal wird eine Gefängnisstrafe zu verhängen sein, in einem Nichtraucher-Gefängnis, denn Passivrauchen schadet auch Mithäftlingen. Deshalb werden wir auch bei dem ersten Schritt nicht stehenbleiben und das Gesetz, wenn es sich einmal durchgesetzt hat, klammheimlich auch auf mitfahrende Erwachsene ausweiten, die nicht rauchen bis hin zum Raucher selbst, der sich selbstverständlich durch das Aktiv- und das Passivrauchen schadet. Zwischen den einzelnen Zügen muss er ja schließlich auch mal Luft holen. Damit aber immer noch nicht genug. Im nächsten Schritt – wenn sich alles eingependelt hat – nehmen wir die Wohnungen der Raucher ins Visier. In keiner Wohnung, ja, ganz ausdrücklich in der ganzen Wohnung, in der Kinder gemeldet sind, darf nicht geraucht werden. Dazu werden stichprobenweise Besuche abgestattet, zunächst, denn selbstverständlich folgt konsequent eine lückenlose Observierung der entsprechenden Wohnungen und Häuser. Damit haben wir die Raucher auf der Straße. Auch diese Möglichkeiten werden sukzessive eingeschränkt, und irgendwann werden wir es geschafft haben, alle Raucher in ein Ghetto verfrachtet haben, am besten mit einem gelben Stern auf dem Ärmel. Wer zurück will, muss sich den entsprechenden Rehabilitierungsmaßnahmen unterziehen. Frühestens nach drei Jahren ohne Rückfall werden diese Menschen wieder voll integrationsfähig sein und stillschweigend wieder aufgenommen. Natürlich wäre das Ziel eine 100% rauchfreie Gesellschaft. Irgendwann wird es uns gelingen, doch dann müssen die ausgefallenen Steuereinnahmen wieder wettgemacht werden, aber keine Sorge, dann werden wir mal die Menschen unter unsere Fittiche nehmen, die Alkohol oder Schokolade konsumieren. Irgendeine Quelle findet sich immer.

Sonntag, 22. Juni 2014

Sport, 22. Juni 2014:


Einen „Arsch“ für die WM

Jede Fußball-WM seit 1966 hatte eines, und deshalb ist es wohl unumgänglich gewesen, dass auch für die WM 2014 in Brasilien eines kreiert wurde. Offenbar haben sich die Macher dieses putzigen Tierchens wirklich sehr viele Gedanken gemacht, und aus dem Hut gezaubert haben sie ein putziges Gürteltier, das selbstverständlich eine tiefere Bedeutung hat. Das Gürteltier, genauerhin, das Dreibinden-Gürteltier ist vom Aussterben bedroht und es soll wohl erreicht werden, dass es verstärkt in das Bewusstsein der Menschen tritt, so dass der kleine Tommy etwa Folgendes sagt: „Mama, ich mag auch einen Fuleco!“ „Aber ja, mein Schatz, Du bekommst ihn natürlich, gleich morgen. Das Stofftierchen ist ja wirklich recht putzig.“ „Nein, ich will nicht das Stofftier“, erklärt klein Tommy resolut, „Ich möchte das echte Gürteltier! Und dann möchte ich züchten und eine Farm machen und mit ihnen Fußball spielen, denn die rollen sich zusammen wie ein Ball.“ Ob klein Tommy sein Wunsch erfüllt wurde, nun, das wollen wir gar nicht so genau wissen, aber es hat doch was Bestechendes, dass dieses kleine Tierchen plötzlich im Mittelpunkt des Interesses steht und damit sein Fortbestand gesichert ist, zumindest als Stofftier. Daneben wird natürlich auch das ökologische Bewusstsein geschult, denn der Name des Tierchens, „Fuleco“ setzt sich aus den portugiesischen Wörtern futebol (Fußball) und ecologia (Ökologie) zusammen. Leider wurde bei der Namensgebung eine Kleinigkeit übersehen – in der brasilianischen Umgangssprache, so wird zumindest behauptet, bedeutet dieses Wort „Fuleco“ so viel wie „Arsch“. Leider konnten wir das bis jetzt nicht verifizieren, da in Brasilien keine Einheimischen mehr zu finden sind, aber außerhalb von Brasilien weiß das doch sowieso niemand. Also warum darüber lamentieren. Viel wesentlicher ist der Vorwurf, dass für den Bau der Stadien und der Erstellung der notwendigen Infrastruktur, das Waldgesetz geändert wurde und es zu einer Aufhebung der bisherigen Schutzgebiete kam. Um dem entgegenzutreten, um aufzuzeigen wie Ernst die FIFA das ökologische Anliegen nimmt, floss der Begriff der Ökologie in den Namen des Maskottchens ein, was natürlich jeder auf den ersten Blick zu erkennen vermag. Damit distanziert sich der internationale Fußball von diesen unhaltbaren Vorwürfen. Wer nicht zu sehen vermag, welche Anstrengungen in diese Richtung unternommen werden, der ist ein notorischer Schwarzseher, der alles und jedes schlecht macht. Aber gute Werke werden offenbar wirklich nirgendwo anerkannt. Immer wird ein Haar in der Suppe gesucht, und wenn man keines findet, dann wirft man eines hinein, um es finden zu können. Eigentlich trifft das die Organisation sehr hart. Natürlich wird viel Geld eingenommen, aber dieses Geld kommt doch dem Land zugute und den Menschen, die darin wohnen, und dem armen Gürteltier. Nicht um Profit, nicht um Profilierung, nein, nur um Unterstützung und Hilfe geht es. Alles andere hat in dem Denken der FIFA-Funktionäre keinen Platz. Die Vertreibungen und Enteignungen, die Gewalt und die Manipulation, von der überall zu lesen und zu hören ist, davon wissen sie nichts. Wahrscheinlich ist das alles nur gestellt und fingiert. Unverstanden fühlen sie sich, aber sie werden dennoch nicht aufhören, nicht rasten noch ruhen, und ihren Auftrag zum Wohle der Menschheit und des Sports und des Gürteltiers weiter verfolgen, denn ganz gleich welche Meinungen kursieren, was auch alles abgewertet wird, sie bleiben aufrecht und standhaft. Irgendwann werden sie rehabilitiert werden, und sei es durch eine unvoreingenommene und vorurteilsfreie Geschichtsschreibung, die es doch irgendwann geben muss. Bis dahin werden die paar Millionen, die in Brasilien verdient werden, über den ersten Schmerz hinweghelfen. Also, kauft fleißig Ärsche, wollte sagen, kleine, flauschige Gürteltiere.

Sonntag, 15. Juni 2014

Sport, 15. Juni 2014:


Auf nach Brasilien

Endlich ist es soweit. Nach Monaten des Wartens – auf unserer Seite, und Jahren der Vorbereitungen, der regen Bautätigkeit und der – zugegebenermaßen – eher lästigen Säuberung der vorgesehen Spielstätten und touristischen Ziele von Straßenkindern, Bettlern und sonstigem Ungeziefer – von Seiten Brasiliens, ist es nun endlich so weit. Natürlich gibt es Kritik an dieser Vorgehensweise, obwohl es sich wirklich nur um ein Randproblem handelt. 150.000 Menschen umzusiedeln spielt doch wirklich keine Rolle. Dennoch, man muss sich vorstellen, die Besucher werden von dem Anblick der Armen abgestoßen. Es macht einfach keinen guten Eindruck. Und schließlich sollen sich die Gäste im Land wohl fühlen. Das sehen auch die Umgesiedelten uneingeschränkt ein. Dasselbe gilt natürlich auch für die Straßenhändler. Abgewetterte, schmierige Gestalten, die meinen, sie könnten selbst den Touristen ihren Ramsch andrehen. Sollen so doch verkaufen wo sie wollen, wann sie wollen – vor der WM oder nach der WM, aber ganz bestimmt nicht während dieser, denn da müssen die lizensierten Artikel der WM-Sponsoren ihren Platz haben, die eben auch entsprechend präsentiert werden. Sie können ja Urlaub machen in der Zwischenzeit und sich die Spiele ansehen. Letztendlich profitieren doch alle davon.


Dabei wird auch gerne übersehen, bei all der Kritik der selbsternannten Experten, Menschenrechtsaktivisten und Gutmenschen (haben die alle nichts zu tun, dass sie sich so wichtig machen können), wird gerne übersehen, dass die Wirtschaft des Landes massiv angekurbelt wird. Unzählige Menschen finden einen komfortablen Arbeitsplatz und verdienen enorm gut, zumindest sagten mir das die ausländischen Baufirmen, die engagiert wurden um den raschen Baufortschritt zu garantieren. Nicht nur für den Stadienbau und die Erstellung der notwendigen Infrastruktur werden viele Arbeitskräfte benötigt, auch für die Erzeugung der FIFA Fanartikel. Dabei darf nicht übersehen werden, dass diese so billig produziert werden, weil sie doch fast zum Selbstkostenpreis an den Konsumenten weitergegeben werden. 


Sollten die Menschen sich nicht geehrt fühlen, dass sie in einem Land leben dürfen, das solch ein sportliches Großereignis als Gastgeber austragen dürfen? Sollte es die Menschen nicht mit Stolz erfüllen, dass sie teilhaben können an solch einer völkerverbindenden Sportveranstaltung, die vorlebt was Fairness und Teamgeist bedeuten, wo sich keiner der Spieler in den Vordergrund drängt und schon gar nicht eine der Ehefrauen? Sie spielen ja auch nur, weil der Sport ihr Leben ist und sie die Verantwortung sehen, die sie der Jugend gegenüber tragen, der sie Vorbild sind, so dass sie sich nie etwas zu schulden kommen lassen würden, weder außerhalb des Feldes, und schon gar nicht innerhalb. Der Verdienst ist demgegenüber doch kaum der Rede wert. Und trotzdem haben die Menschen in Brasilien keine anderen Sorgen als die, wovon sie leben sollen und ihre Familien. Wozu braucht ihr Brot, ihr habt doch Spiele.

Am 12. Juni 2014 wurde der Anstoß gegeben zur Fußballweltmeisterschaft. Ein grandioses sportliches Ereignis, das wir trotz allem genießen werden, Cola schlürfend und Adidas kaufend. Die Gewinne, die besagte Marken, und viele andere in Brasilien erwirtschaften, die werden natürlich nicht dem Land zu gute kommen, aber das hat Brasilien ja auch gar nicht nötig. Die Spielstätten werden nach dem Verlassen in Mausoleen verwandelt, und wer weiß, vielleicht verirrt sich einmal ein Kind hinein, mit einem Fußball – aber das muss natürlich verhindert werden. Wir werden die Spiele genießen und den fairen Wettkampf – und nebenbei Chips und Bier und Pizza, denn es genügt ja völlig, wenn wir beim Sport zusehen. Wer weiß, vielleicht färbt es ja ab.

Sonntag, 8. Juni 2014

Religiöses, 08. Juni 2014:


Glaubensbekenntnis neu

Ich glaube an den Kapitalismus,
den Ursprung,
den Allmachthabenden,
den Schöpfer von Wohlstand und Wirtschaftlichkeit.
Und an den freien Markt,
seinen eingeborenen Sohn,
empfangen durch den menschlichen Geist,
geboren von Machthabern und Machterhaltern,
gelitten unter kommunistischen Wirrungen,
angeprangert, gescholten und für tot erklärt,
hinabgestiegen in die Untiefen des plebejischen Unverstands,
am dritten Tage auferstanden aus der Dummheit.
Er sitze zur rechten des Vaters aller Freihandelsdoktinen,
von dort wird er kommen und bleiben,
zu richten die Reglementierer und Kritiker.
Ich glaube an die Unsichtbare Hand,
Gemeinschaft der Geldvermehrer,
Auferstehung Tugend der Akkumulation.
Und das ewige Investment.
Amen.

10 Gebote neu

1.     Du sollst jedes goldene Kalb anbeten.
2.     Du sollst den freien Markt nicht durch soziale Umtriebigkeiten missbrauchen.
3.     Du sollst jeden Tag mit Deiner Arbeit heiligen.
4.     Du sollst Zins und Zinseszins ehren.
5.     Du sollst den freien Markt nicht töten, indem Du Dein Kapital vorenthältst.
6.     Du sollst nicht ehebrechen, auf dass Dein Vermögen nicht halbiert wird.
7.     Du sollst die Mechanismen der unsichtbaren Hand für Dich nutzbar machen.
8.     Du sollst recht sprechen zu Deinem Vorteil.
9.     Du sollst nicht begehren Deines nächsten Weib, denn es ist eine Fehlinvestition.
10. Du sollst begehren Deines Nächsten Gut, dass es Deines vermehre.