Wenn wir einmal mitregieren ...
Nachdem unser sehr geehrter Herr Vizekanzler
Reinhold Mitterlehner weiß wo es schön ist in unserem wunderbaren Land,
verbringt er regelmäßig ein Wochenende in unserem mustergültigen Ort. Es fügte
sich wie eine Fügung, dass der Chefredakteur des Mustermannhausener Kuriers
Georg Schabovski auch gerade zugegen war, also sie waren quasi miteinander in
einem Raum, also im selben Wirtshaus, so dass dies zu einem durchaus als
legendär zu bezeichnenden Interview führte, das hier nun wiedergegeben werden
soll.
Schabovski: Herr Vizekanzler. Wie geht es Ihnen?
Mitterlehner: Auf die Frage war ich jetzt nicht vorbereitet.
Schabovski: Setzen Sie doch einen Telefonjoker ein – kleiner Scherz.
Mitterlehner: Aha. Eigentlich hätte ich gerne in Ruhe gegessen.
Schabovski: Immer verschieben. Das sind wir ja gewohnt.
Mitterlehner: Wie meinen?
Schabovski: Es ist doch so, dass wir seit Jahren hören, dass Reformen dringend
nötig wären, aber diese angeblich so dringend nötigen Reformen werden immer
wieder verschoben.
Mitterlehner: Echt? Ah, Moment, da hab ich ein Karterl dazu. – Also da steht: Alle
Länder in Europa, die konsequent Reformen durchführten, sind jetzt auf der
Gewinnerstraße. Wir sollten dringend Reformen durchführen.
Schabovski: Ja, das wissen wir bereits, aber wann soll das nun sein.
Mitterlehner: Sobald wir die Möglichkeit dazu haben, dann werden wir alle tollen
Reformpläne umsetzen.
Schabovski: Verzeihung, Herr Vizekanzler, Sie sind Vizekanzler. Was sagt Ihnen
das?
Mitterlehner: Na was ....
Schabovski: Dass Sie mit Ihrer Partei in der Regierung sitzen? Vielleicht?
Mitterlehner: Echt? Mein Gott – das darf ein Konservativer – warum sagt mir das denn
keiner?
Schabovski: Anscheinend sind Sie nicht der erste Parteiobmann der ÖVP, der das
noch nicht weiß. So sagte Ihr Vorgänger vor der Wahl 2013 im Fernsehen, dass
sich die Staatsverschuldung in den vergangenen Jahren verfünffacht hätten, aber
wenn sie gewählt werden würden, dann würde sich das radikal ändern.
Mitterlehner: Völlig richtig, wenn wir einmal was zu sagen haben, dann machen wir
alles anders. Die Staatsverschuldung fahren wir zurück, das überbordende
Kammernsystem schaffen wir ab, und ja, Reformen werden durchgeführt.
Schabovski: Laut meinen Informationen sitzt die ÖVP seit fast 28 Jahren in der
Regierung.
Mitterlehner: Verdammt, warum sagt mir das denn keiner. Moment, da war noch was.
Schabovski: Ja?
Mitterlehner: Ich weiß es wieder. In Österreich regieren doch die Landeskaiser, also
der Häupl und der Niessl und der Kaiser – was für ein hübsches Wortspiel – und wie
sie alle heißen, und das wird dann zusammengefasst in der Länderkonferenz, und
dann geht eine Depesche an das Parlament, damit wir wissen was wir tun dürfen.
Schabovski: Aber ich dachte immer, die Regierung regiert – und die Länder sind
nachgeordnet.
Mitterlehner: Sagen Sie das nicht so laut. Wenn das der Erwin, also der Pröll, hört,
da krieg ich ja gleich wieder Schimpfer, und davor fürcht ich mich doch so viel.
Bisher war ich immer sein braver Bub.
Schabovski: Warum brauchen wir dann eine Bundesregierung?
Mitterlehner: Was soll denn das für eine Frage sein! Damit die Menschen wissen wozu
das Parlament renoviert wurde. Und dort habe ich mein Platzerl, schön weich und
warm. Wo sollte ich denn sonst hin? Ich wäre ja heimatlos, wie ein armer
kleiner Hund auf der Straße ...
Schabovski: Aha. Ich danke für das Gespräch.