Montag, 6. Juli 2015

Energiepolitik, 06. Juli 2015:


Sauberer Strom – wir sind dafür

Veränderungen bestimmen unser Leben. Das ist logisch und auch gut so, denn wenn es keine Veränderungen gegeben hätte, so säßen wir immer noch in unseren Erdhöhlen fest und es hätte bisher keinen Fortschritt gegeben, was durchaus unbequem ist, meinte unser allseits geschätzter und, ob seiner praktikablen, veritablen Lösungen, bewunderter Bürgermeister Max Mustermann nachdenklich. Viele positive Errungenschaften kennzeichnen unsere Welt, angefangen bei der Erfindung des Feuers und des Rades bis hin zu all dem elektronischen Schnickschnack, den es heute gibt. All das hat unser aller Leben leichter, bequemer und wohl auch sicherer gemacht, womit er einen Seitenblick auf seinen getreuen Wachhund tut, einem etwa 70 kg schweren Labrador, der erschöpft auf dem Kaminvorleger schläft. Andererseits darf man auch nicht verleugnen, dass es Erfindungen gibt, die nicht nur positive Auswirkungen zeitigte, hier unter anderem die Erfindung des Dynamits oder der Atomspaltung, die letztendlich eben zum Bau eben jener, alles zerstörenden Bombe führte. Genau das selbe gilt für die Erzeugung von Energie. Da gibt es ebenso schlechte wie gute Varianten. Einig scheinen wir uns wohl darüber zu sein, dass Atomkraft böse ist, obwohl immer noch nicht zu begreifen ist, was so kleine, je klitzekleine Atömchen anrichten sollen, die noch dazu halb sind, weil sie ja gespalten wurden, aber das sagen nun mal alle, und wenn die Mehrheit etwas sagt, dann müsse es ja wohl stimmen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass so viele Menschen sich auf einmal irren. Weiters verstehe er nicht, warum plötzlich die kalorischen Kraftwerke schlecht sein sollen. Immerhin gäbe es diese schon seit Jahrhunderten, mindestens, im Ort, die Rauchschwaden stiegen nach oben und sind weg. Das könne doch niemanden stören, die verfliegen sicher irgendwo im Weltall auf Nimmerwiedersehen. Ganz abgesehen von den vielen Arbeitsplätzen, die daran hängen und außerdem ist die Fabrik schon längst grün angestrichen worden, von einem Stardesigner, von oben bis unten grün, knallgrün, was sich tadellos in die Landschaft einfügt. Dafür seien angeblich alle erneuerbaren Energien so gut, und genau das sei zu bezweifeln. Natürlich gäbe es auch in Mustermannshausen schon einen kleinen Staudamm für die Stromproduktion aus Wasserkraft, wodurch es nebenbei einen Stausee gäbe, der die Touristen anzöge, aber die Sonnen- und Windkraft, das sei ein zweischneidiges Schwert. Denn wenn wir uns ehrlich sind, diese Solarzellen auf den Dächern verschandeln doch das ganze Ortsbild. Und jetzt, jetzt wollten sie uns auch noch Windräder hinbauen. Das kann keine saubere Energie sein, denn diese Windräder verschandeln massiv das Ortsbild. Man darf dabei nicht vergessen, dass Mustermannshausen eine Fremdenverkehrsgemeinde sei und die Touristen das gar nicht schätzen. Überall anders könnten sie diese grässlichen Windräder hinbauen, nur nicht bei uns. All die Anstrengungen vom Verschönerungsverein, die Vorschriften für die Gartengestaltung, an die sich fast jeder hält, seien umsonst, mit einem Schlag alle Bemühungen vernichtet. Nein, lieber unsauberer Strom als ein unsauberes Ortsbild. Und was in zwanzig, dreißig Jahren sei, wenn jeder so reden und handeln würde, das sei ihm wurscht, denn da wäre er schon längst in seinem wohlverdienten Ruhestand und längst nicht mehr Bürgermeister. Daraus ersieht man sofort wie integer und volksverbunden, selbstlos und überlegt die Gedanken und Taten unseres allseits verehrten Herrn Bürgermeister sind. So gelang es ihm den Bau der schändlichen Windräder zu verhindern, um im gleichen Moment den Ausbau des Kohlekraftwerkes zu genehmigen, allerdings mit der umweltpolitisch wohlüberlegten Auflage auch diesen Ausbau grün zu streichen. Wer damit nicht einverstanden ist, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.

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