Sonntag, 21. Juni 2015

Miteinander, 21. Juni 2015:


Klare Verhältnisse

Mit einem Dorf ist es wie mit einer Wohnung. Einige Räume nutzen alle Bewohner dieser Bewohnung gemeinsam, so wie die Küche oder das Badezimmer oder das WC. Andere wiederum sind für den exklusiven Gebrauch vorbehalten. So longieren im Kinderzimmer – wie der Name schon sagt – die Kinder, wohingegen die Erwachsenen sich in der Regel das sog. „Schlafzimmer“ teilen. Daran wird sich auch keiner kehren, doch wenn dieses Prinzip auf den öffentlichen Raum übertragen wird, so werden immer wieder Stimmen laut, die sich dagegen aussprechen. Sofort wird von Ausgrenzung gesprochen. Doch wofür dienen diese separaten Räume? Dazu, dass Menschen auch für sich sein können bzw. unter Ihresgleichen. So ist es doch legitim, dass sich – wiederum auf den öffentliche Raum bezogen – auf einem Kinderspielplatz Kinder tummeln. Die notwendigen Aufsichtspersonen müssen sich natürlich auch dort aufhalten. Doch wenn nun ein Schild aufgestellt wird, dass sich hier nur mehr Kinder und deren Aufsichtspersonen hier aufhalten dürfen, dann geht das große Geschrei los warum der nun für diese Personengruppe reserviert ist. Natürlich wollten sie nicht am Spielplatz gehen, aber sie wollen sich zumindest dafür entscheiden können sich dagegen zu entscheiden. Ebenso verhielt es sich mit den Kaffeehäusern als dort noch geraucht werden durfte. Mitten drinnen saßen immer wieder Mütter mit kleinen und kleinsten Kindern, die sich über das Rauchen beschwerten. Nun, warum mussten sie hineingehen? Umgekehrt gilt jetzt, da nicht mehr geraucht werden darf, dass ich nicht hineingehen muss, wenn es mir nicht gefällt. Kurz gesagt, immer wieder fanden und finden sich Menschen, die sich über irgendetwas beschwerten. Nun soll dem endgültig ein Riegel vorgeschoben werden. Damit jeder unbehelligt unter sich sein kann, werden entsprechende Räume für bestimmt Gruppen geöffnet. So wird angedacht einen Kleinkindbereich zu machen, für jene Altersgruppe, die einer Aufsichtsperson bedürfen – daneben wird es selbstverständlich auch einen solchen für alte Menschen mit eben solcher Bedürftigkeit geschaffen. Des Weiteren wird es einen Bereich für Jugendliche geben, der sich vor allem durch schalldichte Isolierung und unzerstörbare Wände auszeichnet, so dass sie toben und randalieren können wie sie wollen. Die, die sich gut benehmen erhalten einen Raum, der nichts enthält als Steckdosen und freien Internetzugang, so dass sie sich unkommunikativ und unproduktiv dem Genuss elektronischer Geräte hingeben können. Auch wird es einen Bereich für Hundemenschen geben, und weit weg einen solchen für Hundegegner. Da können sich dann beide Gruppen austauschen und beweihräuchern wie wir es von unseren Kirchen gewöhnt sind. Ebenso notwendig erscheinen Räume für die Ausübung der verschiedensten Laster, wie des Rauchens und des Exhibitionismus. Besonders die Forderung „Exhibitionisten unter sich“ stieß auf großes Wohlwollen und eine große Bereitschaft der Annahme des Beschlusses. Unklar ist jedoch noch wohin mit desorientierten Männern, die verlassen wurden oder verzweifelten Funktionären, für die beim besten Willen kein Posten mehr gefunden werden konnte. Aber vielleicht kann für diese ein entsprechendes Flüchtlingsheim errichtet werden, so dass der Bund für die Lebenshaltungskosten aufkommen muss – denn für beide Gruppen gilt, dass sie verbrannte Erde gleich einem Kriegsgebiet hinter sich lassen, so dass es durchaus legitim ist von Kriegsflüchtlingen zu sprechen. An der Anerkennung wird noch gearbeitet. Zuletzt darf auf die Hausfrauenriege nicht vergessen werden, die nach erfolgreicher Entlassung der Kinder in ein eigenes Leben und ebensolcher Scheidung vom untreuen Ehemann nun – gut geschieden – ganz alleine in einer noblen Unterkunft sitzen und die Hände in den Schoß legen müssen. Wenn diese mit den Funktionären oder den ausgesetzten Männern zusammengebracht werden könnten, erfolgreich an deren Mutter- bzw. Beschützerinstinkt appellierend, bevor sie auf die Idee kämen sich einen Hund oder eine Katze anzuschaffen, wären alle drei Gruppen versorgt, und es wäre endlich Platz für einen gemütlichen Heurigen, reserviert für Bürgermeister und andere hochstehende Persönlichkeiten. Und dann würden auch endlich klare Verhältnisse herrschen.

Montag, 15. Juni 2015

Moral & Ethik, 15. Juni 2015:


Anstand und Würde erfordern

Wir leben in einer freien, demokratischen, mittelständisch orientierten und dem Konsum verpflichteten Gesellschaft. Darauf ist alles aufgebaut. Daraufhin ist alles ausgerichtet. Aber trotz aller Freiheit, allem Demokratiebewusstsein und aller Mittelmäßigkeit, Verzeihung, ich meinte natürlich, Mittelständigkeit, gibt es ungeschriebene Gesetze. Jene werden im Allgemeinen unter dem Titel Moral und Ethik zusammengefasst. Bis vor wenigen Jahren war es nicht notwendig an diese überhaupt zu rühren. Jeder kannte sie. Jeder befolgte sie. Natürlich, zu jeder Zeit und an jedem Ort gab es Abweichler, Aufwiegler, doch ihre Zahl war überschaubar und der tragische Verlauf ihres Lebens, der eben auf die Respektlosigkeit dem ungesatzten Recht gegenüber zurückzuführen ist, konnte den in das System hineinwachsenden Menschen als abschreckendes Beispiel vor Augen geführt werden. Die Eltern geben diese Regeln an ihre Kinder weiter, die sie getreulich befolgen und fraglos übernehmen. Jedoch mit einem gewissen Alter, einer Zeitspanne im Leben, die man gemeinhin als Adoleszenz bzw. Pubertät bezeichnet, also jene, innerhalb derer der unfertige Mensch zum fertigen, gehorsamsverpflichteten, stimmberechtigten und arbeitswilligen, zusammengefasst, zu einem vollwertigen Erwachsenen heranreift, ist es mittlerweile legitim diese Regeln auszutesten, indem sie überschritten werden. Da werden obskure Haartrachten und absurde Kleidung getragen, diverse Körperteile durchstochen oder auf andere Weise malträtiert, derbe, ordinäre Klänge hörbar. Diese Zeit war noch vor ein paar Jahrzehnten auf höchstens 19. Jahre beschränkt. Mittlerweile haben die diversen Wissenschaftler herausgefunden, dass es eine sog. Kulturpubertät gibt, die besonders jene Mitglieder der menschlichen Spezies trifft, die dem Studium frönen. Ihnen wird eine Verlängerung bis zum 25. Lebensjahr zugestanden. Aber dann ist endgültig Schluss mit lustig. Spätestens dann, wenn einen Lebensrealitäten mit voller Wucht treffen. Einstiegsszenarien sind Auszug aus dem Hotel Mama, Annahme eines ernsthaft verfolgten Berufes und Gründung einer eigenen Familie. Von da an kann über mangelndes Benehmen nicht mehr hinweggesehen werden. Von da an treffen einen zu Recht der volle Umfang der Sanktionsmöglichkeiten der Gesellschaft, denn schließlich ist man von da an Vorbild für nachfolgende Generationen. Dies gilt umso mehr, desto älter ein Mensch wird, und ab der Pensionierung, also der Niederlegung des aktiven Lebens, hat er sich nun vollends der Aufgabe hinzugeben Anstand und Würde zu verkörpern, so sehr, dass er es aus jeder Pore zu atmen scheint. Hier beginnt alles mit der angemessenen Bekleidung. Für die Herren empfiehlt sich zum Ausgehen ein leichter, dreiteiliger Anzug, mit dazu abgestimmten Hut und Schuhen. Geeignet scheint auch ein Spazierstock. Derart gekleidet flaniert er ein wenig durch die Straßen oder durch den nahegelegenen Park, lässt sich vielleicht auf einer Parkbank nieder oder auf einen Kaffee in dem entsprechenden Etablissement, zum Gedankenaustausch mit Gleichalterigen oder Ähnlichem, was allerdings angemessen sein muss. Verpönt sind schnelle Bewegungen und zu viel Körperbetontheit. Für die Damen gilt für die Bekleidung außer Haus, ein entsprechendes Kleid, das sowohl die Arme als auch das Dekolleté sowie zumindest die Knie bedeckt hält. Empfohlen wird ebenfalls eine kleidsame, dezente Kopfbedeckung und diese stimmig zu Handschuhen, Tasche und Schuhwerk. Nun sieht man trotz allem immer wieder ältere Herrschaften, die ihre altersschlafe Haut den Blicken der anderen aussetzen oder sich bei sportlichen Betätigungen in der Öffentlichkeit abstrampeln. Das widerspricht im gröbsten Maße der Würde und dem Anstand und kann auf gar keinen Fall gebilligt werden. Peinlich bis grotesk sind diese Anblicke und dürfen nicht geduldet werden. Deshalb ist es höchst an der Zeit diese mit gesellschaftlichen Sanktionen einzudecken. Denn wenn man hier nicht den Anfängen wehrt, dann bedeutet das über kurz oder lang den Untergang unserer Gesellschaft, und das können wir auf keinen Fall wollen, den völligen Untergang des Abendlandes.

Montag, 8. Juni 2015

Politisch für Anfänger (Teil 2), 08. Juni 2015:


Die Hochzeitssuppe


Nach einer kleinen stilistischen Pause findet Frau Pospischil die Kraft weiter zu sprechen, denn es galt sich von dem Schock zu erholen, dass Frau Navratil keinen Tau davon hatte, wer oder was gewählt wurde, geschweige denn wofür. Oder vielleicht doch?

Fr. Pospischil: Was wir gewählt haben? Ist das jetzt eine ernst gemeinte Frage oder halten Sie mach am Schmäh.
Fr. Navratil: Nein, bei solch einem ernsten Gespräch – würd ich mir doch nie erlauben.
Fr. Pospischil: Aber Sie haben doch gewählt, ich meine, Sie haben ein Kreuz gemacht?
Fr. Navratil: Natürlich, wie es sich gehört, ein schönes Kreuz, gerade mal innerhalb von dem Kreis.
Fr. Pospischil: Bei wem denn nun?
Fr. Navratil: Na ja, eigentlich dürf ich das nicht sagen. Wahlgeheimnis und so. Aber, weils Sie sind, und weils ma immer so interessante Sachen erzählen. Ich mein, als einfache Bürgerin, da weiß man das ja nicht so. Unseren Bürgermeister.
Fr. Pospischil: Unseren Bürgermeister? Sie meinen, die Partei von unserem Bürgermeister.
Fr. Navratil: Mei, Partei hat der auch noch. Das ist schön. Aber das interessiert mich nicht, ich hab nur ihn gewählt.
Fr. Pospischil: Dann bekommt seine Partei die Stimme.
Fr. Navratil: Wenn in der Partei alle so fesch und so nett sind, soll es mir recht sein.
Fr. Pospischil: Das kann ich nicht sagen, außerdem geht es gar nicht darum, sondern um die Qualifikation. Nur die besten Köpfe sollten sich politisch engagieren, egal ob Frau oder Mann, schwarz oder weiß.
Fr. Navratil: Moment, Moment, ich weiß nicht ob ich das jetzt richtig verstanden habe, aber die haben auch Frauen in dieser Partei?
Fr. Pospischil: Ja, natürlich, Frauen, die für die Rechte der Frauen eintreten.
Fr. Navratil: Ach was, das werden die Männer schon machen. Außerdem, das ist ja nichts für eine Frau. Also, ich persönlich, wie Sie mich da so sehen, ich bin ja sehr für die Emanzipation, aber das geht dann doch zu weit. Ich sage, Frauen haben in der Politik nichts verloren.
Fr. Pospischil: Das sind doch völlig veraltete Ansichten. Warum denn nur?
Fr. Navratil:. Jetzt überlegns doch mal – da ist sie so gscheit, und dann muss man ihr doch die einfachsten Dinge erklären. Die Wahlen, die finden ja immer am Sonntag statt. Stimmts?
Fr. Pospischil: Ja, und weiter?
Fr. Navratil: Und was macht eine anständige Frau am Sonntag?
Fr. Pospischil:  Was sie will, denke ich.
Fr. Navratil: Und genau da denken Sie falsch, denn der Sonntag, der gehört der Familie. Bitte, schnell mal wählen gehen, das geht, aber dann muss die Frau kochen. Wenn sie sich da den ganzen Tag auf der Gemeinde umtreibt, das zerstört doch die Familie, das darf nicht sein. Eine anständige Frau ist am Sonntag zu Hause und kocht.
Fr. Pospischil: Aber das ist doch nur einmal im Jahr.
Fr. Navratil: Trotzdem, so fängt es an, und dann nimmt sie an Sitzungen teil, und der Mann muss gar noch die Kinder ins Bett bringen.
Fr. Pospischil: Wenn Sie so denken, dann hätten Sie eigentlich die CPÖ wählen müssen – die denken genau so.
Fr. Navratil: Ah, ich weiß schon was Sie meinen, jetzt weiß ich es, das sind die Kommunisten.
Fr. Pospischil: Nein, das ist die Christliche Partei Österreichs.
Fr. Navratil: Ach, ich dachte, die schreiben sich jetzt mit C, so englisch angehaucht. Aber jetzt sagns ma mal, was passiert dann weiter, wenn die Partei die Stimme hat?
Fr. Pospischil: Dann werden die Stimmen ausgezählt, und je nachdem wie viele Stimmen eine Partei hat, kommt sie in den Landtag oder nicht und dann werden wiederum nach der Anzahl der Stimmen die Sitze im Landtag. Die stimmenstärkste Partei stellt normalerweise den Landeshauptmann. Wenn eine Partei mehr als die Hälfte der Stimmen bekommen hat, dann kann sie alleine regieren. Wenn nicht, dann sucht sie sich einen Koalitionspartner.
Fr. Navratil: Ah, das kenn ich, das gibts bei uns auch.
Fr. Pospischil: Was gibts bei uns auch?
Fr. Navratil: Na sowas, was Sie gesagt haben, eine Koalition.
Fr. Pospischil: In unserer Gemeinde ist doch eine Partei allein regierend.
Fr. Navratil: Nein, das meine ich nicht, aber so wie Sie das schildern. Das ist wie eine Hochzeitssuppe. Die einen sind die Leberknödel, die anderen die Grießnockerl und die dritten die Frittaten. Und alle miteinander schwimmen in einer fetten Rindssuppe.
Fr. Pospischil: Na mir kommt es eher vor als gäbe es eine Gulaschsuppe, eine Knoblauchsuppe und eine Zwiebelsuppe, aber aus einem Topf serviert.

Politisch für Anfänger (Teil 1), 01. Juni 2015:


Der schwere Weg zur Wahl


Ein herrlich sonniger Junivormittag, an dem sich zwei bekannte Damen im Café treffen. Natürlich wird dieses Gespräch belauscht, wie es eben mittlerweile Usus ist, zumal sich dasselbe um politische Fragen dreht. Dabei steht natürlich der pädagogische Aspekt im Vordergrund, denn das Bestreben der politischen Kräfte geht dahin das Volk zu bilden. Doch dies ist nur möglich, wenn die Defizite bzw. Stärken erhoben wurden.

Fr. Pospischil: Fr. Navratil, wie ich mich freue Sie zu sehen.
Fr. Navratil: Grüß Gott, Fr. Pospischil. Ich darf doch?
Fr. Pospischil: Aber selbstverständlich, nehmen Sie Platz.
Fr. Navratil: Ah, tut das gut, endlich zu sitzen. Seit in der Früh bin ich auf den Beinen. So viel Arbeit. Ob Sies glauben oder nicht, aber keine Minute kommt man zum Sitzen.
Fr. Pospischil: Macht der Haushalt solche Umstände?
Fr. Navratil: Und wie, Sie wissen ja eh wie es ist. Dass so viele Leute Zeit haben an einem Montag Vormittag, so mitten am Vormittag im Kaffeehaus zu sitzen. Haben die alle keine Arbeit?
Fr. Pospischil: Macht fast den Anschein, aber was anderes. Waren Sie gestern wählen?
Fr. Navratil: Aber selbstverständlich. Gleich habe ich es ja nicht gewusst, aber es war nicht schwer zu merken.
Fr. Pospischil: Was heißt, Sie haben es nicht gewusst? Seit Monaten ist das doch das Thema. Überall die Wahlplakate.
Fr. Navratil: Ich schau das nicht. Das ist mir zu gefährlich.
Fr. Pospischil: Was heißt gefährlich?
Fr. Navratil: Sie wissen ja, ich habe ja den Diabetes – übrigens, die Malakofftorte, die ist da wirklich ausgezeichnet – jedenfalls, ich hab ja den Diabetes, und da muss ich so aufpassen mit dem Süßen.
Fr. Pospischil: Ja, aber was hat das mit den Wahlplakaten zu tun?
Fr. Navratil: Die Wahlzuckerl.
Fr. Pospischil: Aber das ist doch kein Problem ...
Fr. Navratil: Sagen Sie, aber wissen Sie wie schwer das ist, immer mit Scheuklappen durchs Leben zu gehen.
Fr. Pospischil: Also viele Leute scheinen damit kein Problem zu haben, aber die Wahlzuckerl sind kein Problem. Sie bestehen nur aus Schall und Rauch. Aber wie haben Sie es dann gemerkt, dass Wahlen sind? Weil alle so schön angezogen waren?
Fr. Navratil: Nein, keine Spur. Gsackelt sinds ja immer am Sonntag. Nein, weil die Gemeinde offen hatte. Das hat sie ja sonst nie, und dann am Sonntag.
Fr. Pospischil: Und dann sind Sie sofort hingegangen und wählten ..
Fr. Navratil: Ich bin hingegangen und hab gschaut was los ist. Der Herr Bürgermeister ist vor der Tür gstanden und hat mir die Hand gegeben. So ein fescher Mensch. Und dann bin ich hinein ...
Fr. Pospischil:  ... und haben gewählt ...
Fr. Navratil: Aber woher denn, geht ja nicht so. Ich hab mal gfragt was los ist. Und da habns mas gsagt.
Fr. Pospischil: Und was haben Sie dann gemacht?
Fr. Navratil: Dann bin ich sofort ...
Fr. Pospischil: ... in die Wahlkabine gegangen?
Fr. Navratil: ... nach Hause gegangen.
Fr. Pospischil: Warum nach Hause?
Fr. Navratil: Umziehen. Man kann ja nicht einfach so wählen gehen, da muss man schon das Richtige anziehen. Und dann hab ich so a Freud ghabt.
Fr. Pospischil: Weil sie richtig angezogen waren beim Wählen?
Fr. Navratil: Nein, weil mir der Herr Bürgermeister ein zweites Mal die Hand gegeben hat. Das an einem Tag. So eine Freud. Also, meine Stimme hat er. Überhaupt, so lieb ist er mit den Kindern, hab ich ghört. War doch gut, dass ich nichts gwusst hab.
Fr. Pospischil: Aber dann haben Sie gewählt?
Fr. Navratil: Na selbstverständlich. Aber jetzt sagns ma mal, weil ma da so unter sich sind, was hama eigentlich gwählt?

Sonntag, 7. Juni 2015

Soziales, 07. Juni 2015:


Voraussetzung: Am Leben zu sein!

Sozialleistungen werden immer wieder missbraucht. Das bedeutet, dass es Menschen gibt, die derer gar nicht bedürfen und sie dennoch einstreifen. Um dies möglich zu machen, müssen diese Menschen ein ganz furchtbares Verbrechen begehen, nämlich den Staat zu belügen. Den Staat! Unser aller Vater! Das muss man sich mal in Ruhe überlegen, was das bedeutet. Ist es schon schrecklich genug den eigenen, den leiblichen Vater zu hintergehen, und damit auf lange Sicht eine der engsten Beziehungen auszuhöhlen und zu untergraben, so wiegt dies noch viel mehr. Denn hierbei wird nicht einfach nur der eigene Vater belogen und hintergangen, sondern unser aller Vater. Es geht um ein Vergehen gegenüber Vater Staat! Um dies zu unterbinden wurde zunächst an das Gerechtigkeitsempfinden der Menschen appelliert, aber es nutzte nichts. Es wurde ihnen auch eingehämmert, einfach dem Beispiel des Vaters Staat zu folgen, was die Seriosität, die Gewissenhaftigkeit und die Wahrhaftigkeit betrifft, doch dann gingen die Betrugsfälle sogar noch in die Höhe, warum auch immer. Sogar vor offensichtlichem Betrug wurde nicht zurückgeschreckt, wobei das Sich-in-alte-Lumpen hüllen und Verwahrlosen das Harmloseste war. Manche schreckten nicht einmal davor zurück, ihre Wohnung aufzugeben um fürderhin auf der Straße zu leben, nur um den Betrug fortsetzen zu können. Aber das Allerübelste war Tote einzuspannen um an das Geld heranzukommen. Deshalb werden nun wirklich drastische Maßnahmen ergriffen.

Jeder, der fürderhin irgendwelche Sozialleistungen in Empfang nimmt oder dies auch nur zu tun gedenkt, muss zunächst nachweisen, dass er lebt. Dies gilt vor allem für alte, schwerstkranke und behinderte Menschen. Sie haben sich mit sofortiger Wirkung am Amt zu melden, persönlich zu erscheinen, um sich ihre Lebensbestätigung abzuholen. Ausreden kann es keine geben, denn das ist alles was erforderlich ist. Bis auf einen Ausweis, dass man nachweisen kann, dass man derjenige ist, der zu sein man vorgibt. Am besten bringt man auch noch einen Leumund mit, der wiederum sich selbst auszuweisen hat, neben einem polizeilichen Führungszeugnis, das nicht älter als 24 Stunden ist. Das ist zwar nicht vorgeschrieben, erspart Ihnen und dem Beamten allerdings ein langwieriges Verhör. Diese Lebensbescheinigung muss jede Woche erneuert werden, was sowieso schon sehr kulant ist, da innerhalb einer Woche viel passieren kann. Aber am besten wird es sein, Sie erneuern diese bereits nach vier Tagen, denn unsere Beamten haben auch etwas anderes zu tun als sich um Ihr Leben zu kümmern, und trotz der erweiterten Öffnungszeiten für den Personenverkehr von derzeit einer auf eineinhalb Stunden, zeigt die Erfahrung, dass es zu Verzögerungen in der Abwicklung kommen kann, zumal dann, wenn die Antragssteller schlecht auf diesen Termin vorbereitet sind. Es kann nicht oft genug wiederholt werden, lesen Sie und befolgen Sie! Dann ersparen Sie uns sehr viel Ärger und Arbeit.

Der zweite Schritt, sobald zweifelsfrei feststeht, dass Sie Leben, besteht im Nachweise einer besonderen Bedürftigkeit. Dabei können Sie Ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Es gibt keine Vorgaben, außer, dass Ihre Angaben glaubhaft sein müssen und natürlich durch völlige Offenlegung ihres gesamten Lebens. Das ist das Mindeste, was sich ein guter Vater von seinen Kindern erwarten kann, obwohl sich das bald von selbst erledigt haben wird, denn in Kürze ist die völlige Durchleuchtung Praxis. Damit erspart sich der Staatsbürger vieles, und den Beamten noch mehr. Dann wird es heißen: Nie mehr Missbrauch – nie mehr Klientenverkehr!

Montag, 1. Juni 2015

Genderpolitik, 01. Juni 2015:


Ungehorsam gehört bestraft

Seit Jahren versuchen wir uns endlich gut zu benehmen. Überall wurde ein großes I eingefügt, wo es notwendig erschien. Aus Studenten wurden StudentInnen, aus Wissenschaftlern WissenschaftlerInnen und aus Sandlern SandlerInnen. Denn – wie ich aus zuverlässigen Quellen erfahren habe – besteht die Menschheit aus Männern und Frauen, und von den Frauen gibt es einige, manche sagen mehr als die Hälfte zählen sich dazu. Aber selbst, wenn es eine Minderheit wäre, wir schützen Minderheiten, wie es sich gehört. Genauso wie Mehrheiten. Es kann nicht länger angehen, dass Frauen wie Dreck unter den Teppich gekehrt werden. Dass es im richtigen Leben passiert, nun, das können wir nicht beeinflussen, aber zumindest verbal lassen wir das nicht mehr zu. Denn Wirklichkeiten schaffen Worte, heißt es, oder so ähnlich, aber Sie wissen eh was ich meine, und deshalb wurde diese Sprachregelung eingeführt.

Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben Frauen aus der Unsichtbarkeit in die Sichtbarkeit zu führen. Wozu das auch immer gut sein soll, es muss so sein, sonst krieg ich heute kein ordentliches Abendessen. Natürlich haben wir mit Widerstand gerechnet gegen solche gravierenden Veränderungen. Den gibt es immer. Aber mit der Zeit, da haben sich die Menschen immer noch an alles gewöhnt, wie an die lückenlose Überwachung oder den Untergang der Privatsphäre. Das war sogar viel leichter durchzusetzen, doch gegen die geschlechtsneutralen Formulierungen, da sträuben sie sich alle. Bis jetzt haben wir es im Guten probiert, doch wir mussten erleben, dass das nicht goutiert wird. Deshalb ist es an der Zeit quasi den zweiten Gang einzulegen und Missachtung mit Strafe zu belegen.

Angefangen wird dabei an den Fachhochschulen, denn gerade die zukünftigen Akademiker sind Meinungsmacher. Sie müssen mit gutem Beispiel vorangehen. So wird die ordnungsgemäße Einhaltung der richtigen Diktion ein Teil der Beurteilung der Abschlussarbeit respektive Abschlussprüfung. Wird diese Vorgabe übergangen, so ist die Arbeit bzw. die Prüfung als negativ zu beurteilen. Sobald sich das eingebürgert haben wird, dehnen wir die Strafmaßnahmen auch auf die Universitäten, die Schulen bis hin zu den Kindergärten aus. In Letzteren fällt zwar die Schriftlichkeit weg, da diese kleinen Menschen noch nicht schreiben können, wie mir gesagt wurde, aber es ist aus ihrem Verhalten und ihren verbalen Äußerungen zu entnehmen. Wenn dies immer noch nichts fruchten sollte – was ich allerdings stark bezweifle – dann schalten wir hoch in den dritten Gang und versehen notorische Wiederholungstäter mit Freiheitsstrafen und der Auferlegung sozialer Dienste. Auch dies ist als rein pädagogische Maßnahme zu sehen, denn dann werden die Missetäter endlich verstehen, was für einen Schaden sie dem gesamten Sozialgefüge mit ihrer Sturheit zufügen. Und wenn das alles noch nichts nützt, dann kommen die immer noch Straffälligen wahlweise zur Fremdenlegion oder eine Woche in die Wohngemeinschaft der zukünftigen Topmodels, denn dort lernen sie Respekt vor der Würde der Frau, ihrer Grazie, Ästhetik, doch vor allem ihren mentalen Fähigkeiten. Spätestens dann werden sie nie wieder darauf vergessen, in ein Nomen gehört ein Binnen-I. Notfalls einmal zu viel als einmal zu wenig.