Montag, 15. Juni 2015

Moral & Ethik, 15. Juni 2015:


Anstand und Würde erfordern

Wir leben in einer freien, demokratischen, mittelständisch orientierten und dem Konsum verpflichteten Gesellschaft. Darauf ist alles aufgebaut. Daraufhin ist alles ausgerichtet. Aber trotz aller Freiheit, allem Demokratiebewusstsein und aller Mittelmäßigkeit, Verzeihung, ich meinte natürlich, Mittelständigkeit, gibt es ungeschriebene Gesetze. Jene werden im Allgemeinen unter dem Titel Moral und Ethik zusammengefasst. Bis vor wenigen Jahren war es nicht notwendig an diese überhaupt zu rühren. Jeder kannte sie. Jeder befolgte sie. Natürlich, zu jeder Zeit und an jedem Ort gab es Abweichler, Aufwiegler, doch ihre Zahl war überschaubar und der tragische Verlauf ihres Lebens, der eben auf die Respektlosigkeit dem ungesatzten Recht gegenüber zurückzuführen ist, konnte den in das System hineinwachsenden Menschen als abschreckendes Beispiel vor Augen geführt werden. Die Eltern geben diese Regeln an ihre Kinder weiter, die sie getreulich befolgen und fraglos übernehmen. Jedoch mit einem gewissen Alter, einer Zeitspanne im Leben, die man gemeinhin als Adoleszenz bzw. Pubertät bezeichnet, also jene, innerhalb derer der unfertige Mensch zum fertigen, gehorsamsverpflichteten, stimmberechtigten und arbeitswilligen, zusammengefasst, zu einem vollwertigen Erwachsenen heranreift, ist es mittlerweile legitim diese Regeln auszutesten, indem sie überschritten werden. Da werden obskure Haartrachten und absurde Kleidung getragen, diverse Körperteile durchstochen oder auf andere Weise malträtiert, derbe, ordinäre Klänge hörbar. Diese Zeit war noch vor ein paar Jahrzehnten auf höchstens 19. Jahre beschränkt. Mittlerweile haben die diversen Wissenschaftler herausgefunden, dass es eine sog. Kulturpubertät gibt, die besonders jene Mitglieder der menschlichen Spezies trifft, die dem Studium frönen. Ihnen wird eine Verlängerung bis zum 25. Lebensjahr zugestanden. Aber dann ist endgültig Schluss mit lustig. Spätestens dann, wenn einen Lebensrealitäten mit voller Wucht treffen. Einstiegsszenarien sind Auszug aus dem Hotel Mama, Annahme eines ernsthaft verfolgten Berufes und Gründung einer eigenen Familie. Von da an kann über mangelndes Benehmen nicht mehr hinweggesehen werden. Von da an treffen einen zu Recht der volle Umfang der Sanktionsmöglichkeiten der Gesellschaft, denn schließlich ist man von da an Vorbild für nachfolgende Generationen. Dies gilt umso mehr, desto älter ein Mensch wird, und ab der Pensionierung, also der Niederlegung des aktiven Lebens, hat er sich nun vollends der Aufgabe hinzugeben Anstand und Würde zu verkörpern, so sehr, dass er es aus jeder Pore zu atmen scheint. Hier beginnt alles mit der angemessenen Bekleidung. Für die Herren empfiehlt sich zum Ausgehen ein leichter, dreiteiliger Anzug, mit dazu abgestimmten Hut und Schuhen. Geeignet scheint auch ein Spazierstock. Derart gekleidet flaniert er ein wenig durch die Straßen oder durch den nahegelegenen Park, lässt sich vielleicht auf einer Parkbank nieder oder auf einen Kaffee in dem entsprechenden Etablissement, zum Gedankenaustausch mit Gleichalterigen oder Ähnlichem, was allerdings angemessen sein muss. Verpönt sind schnelle Bewegungen und zu viel Körperbetontheit. Für die Damen gilt für die Bekleidung außer Haus, ein entsprechendes Kleid, das sowohl die Arme als auch das Dekolleté sowie zumindest die Knie bedeckt hält. Empfohlen wird ebenfalls eine kleidsame, dezente Kopfbedeckung und diese stimmig zu Handschuhen, Tasche und Schuhwerk. Nun sieht man trotz allem immer wieder ältere Herrschaften, die ihre altersschlafe Haut den Blicken der anderen aussetzen oder sich bei sportlichen Betätigungen in der Öffentlichkeit abstrampeln. Das widerspricht im gröbsten Maße der Würde und dem Anstand und kann auf gar keinen Fall gebilligt werden. Peinlich bis grotesk sind diese Anblicke und dürfen nicht geduldet werden. Deshalb ist es höchst an der Zeit diese mit gesellschaftlichen Sanktionen einzudecken. Denn wenn man hier nicht den Anfängen wehrt, dann bedeutet das über kurz oder lang den Untergang unserer Gesellschaft, und das können wir auf keinen Fall wollen, den völligen Untergang des Abendlandes.

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