Mittwoch, 15. Juli 2015

Innenpolitik, 14. Juli 2015:


Wenn wir einmal mitregieren ...


Nachdem unser sehr geehrter Herr Vizekanzler Reinhold Mitterlehner weiß wo es schön ist in unserem wunderbaren Land, verbringt er regelmäßig ein Wochenende in unserem mustergültigen Ort. Es fügte sich wie eine Fügung, dass der Chefredakteur des Mustermannhausener Kuriers Georg Schabovski auch gerade zugegen war, also sie waren quasi miteinander in einem Raum, also im selben Wirtshaus, so dass dies zu einem durchaus als legendär zu bezeichnenden Interview führte, das hier nun wiedergegeben werden soll.

Schabovski: Herr Vizekanzler. Wie geht es Ihnen?
Mitterlehner: Auf die Frage war ich jetzt nicht vorbereitet.
Schabovski: Setzen Sie doch einen Telefonjoker ein – kleiner Scherz.
Mitterlehner: Aha. Eigentlich hätte ich gerne in Ruhe gegessen.
Schabovski: Immer verschieben. Das sind wir ja gewohnt.
Mitterlehner: Wie meinen?
Schabovski: Es ist doch so, dass wir seit Jahren hören, dass Reformen dringend nötig wären, aber diese angeblich so dringend nötigen Reformen werden immer wieder verschoben.
Mitterlehner: Echt? Ah, Moment, da hab ich ein Karterl dazu. – Also da steht: Alle Länder in Europa, die konsequent Reformen durchführten, sind jetzt auf der Gewinnerstraße. Wir sollten dringend Reformen durchführen.
Schabovski: Ja, das wissen wir bereits, aber wann soll das nun sein.
Mitterlehner: Sobald wir die Möglichkeit dazu haben, dann werden wir alle tollen Reformpläne umsetzen.
Schabovski: Verzeihung, Herr Vizekanzler, Sie sind Vizekanzler. Was sagt Ihnen das?
Mitterlehner: Na was ....
Schabovski: Dass Sie mit Ihrer Partei in der Regierung sitzen? Vielleicht?
Mitterlehner: Echt? Mein Gott – das darf ein Konservativer – warum sagt mir das denn keiner?
Schabovski: Anscheinend sind Sie nicht der erste Parteiobmann der ÖVP, der das noch nicht weiß. So sagte Ihr Vorgänger vor der Wahl 2013 im Fernsehen, dass sich die Staatsverschuldung in den vergangenen Jahren verfünffacht hätten, aber wenn sie gewählt werden würden, dann würde sich das radikal ändern.
Mitterlehner: Völlig richtig, wenn wir einmal was zu sagen haben, dann machen wir alles anders. Die Staatsverschuldung fahren wir zurück, das überbordende Kammernsystem schaffen wir ab, und ja, Reformen werden durchgeführt.
Schabovski: Laut meinen Informationen sitzt die ÖVP seit fast 28 Jahren in der Regierung.
Mitterlehner: Verdammt, warum sagt mir das denn keiner. Moment, da war noch was.
Schabovski: Ja?
Mitterlehner: Ich weiß es wieder. In Österreich regieren doch die Landeskaiser, also der Häupl und der Niessl und der Kaiser – was für ein hübsches Wortspiel – und wie sie alle heißen, und das wird dann zusammengefasst in der Länderkonferenz, und dann geht eine Depesche an das Parlament, damit wir wissen was wir tun dürfen.
Schabovski: Aber ich dachte immer, die Regierung regiert – und die Länder sind nachgeordnet.
Mitterlehner: Sagen Sie das nicht so laut. Wenn das der Erwin, also der Pröll, hört, da krieg ich ja gleich wieder Schimpfer, und davor fürcht ich mich doch so viel. Bisher war ich immer sein braver Bub.
Schabovski: Warum brauchen wir dann eine Bundesregierung?
Mitterlehner: Was soll denn das für eine Frage sein! Damit die Menschen wissen wozu das Parlament renoviert wurde. Und dort habe ich mein Platzerl, schön weich und warm. Wo sollte ich denn sonst hin? Ich wäre ja heimatlos, wie ein armer kleiner Hund auf der Straße ...
Schabovski: Aha. Ich danke für das Gespräch.

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