Mehr Zwerge braucht das Land
„Wir sind immer gewillt und bereit von anderen zu lernen“,
tönt es aus dem Bürgermeisterpalais, respektive –büro, und im Augenblick ist es
das Ländle[1]
auf das voller Interesse geblickt wird, denn dort zeigen sich die kreativen
Kräfte am deutlichsten. So setzt die SPÖ auf Zwerge. In dem Fall sind nicht die
Funktionäre gemeint, die durch das Buckeln und Fußabstreiferlecken wie Zwerge
wirken, auch nicht der in seiner freien Meinungsäußerung klein gehaltene
Wähler, sondern echte, urige Gartenzwerge, die nun in Massen an die Bevölkerung
verschenkt werden. Natürlich tragen sie zünftig Vorarlberger Tracht, denn
selbst im Ländle scheinen die politischen Mauern nicht mehr unüberwindbar.
Traditionell wählen die Vorarlberger konservativ, also die ÖVP, doch nun ist
dies nicht mehr so eindeutig und die Linke oder Mitte-Links oder Links-Mitte
oder Mitte-Links-Mitte oder Links-Mitte-Links – so genau weiß das keiner, nicht
einmal mehr die Genossen, und es ändert sich auch nach Inhalt und
Gesprächspartner – wittert ihre Chance. Sie hatten es auch nicht leicht. So
wurde die Partei doch erst vor kurzem von Sozialistischer Partei Österreichs zu
Sozialdemokratischer Partei Österreichs unbenannt, wobei man natürlich darauf
bedacht war alle Gesinnungen, von nostalgisch-marxistisch bis
liberal-öko-sozial, unter einen Hut zu bringen. Da soll noch mal einer sagen,
Zauberer gibt es nicht in der Politik. Gegen solche Tricks kann ein David
Copperfield einpacken. So wurden die Gartenzwerge aus dem Hut gezaubert.
Natürlich war die erste Idee, die Zwerge wählen zu lassen, doch selbst in der
SPÖ erkannte man, dass es wohl schwierig wäre zu erklären warum ein Gartenzwerg
eine Stimme bekäme, auch wenn er über einen Staatsbürgerschaftsnachweis bekäme
und darüber hinaus seinen ständigen Wohnsitz in einem vorarlbergischen Garten
nachweisen kann, denn noch stehen sie nicht in den Gärten, sondern in
irgendeinem Lager, da sonderbarerweise diese Zwerge niemand will. Nun zumindest
wissen wir nun wohin es unsere Steuergelder vertreibt. Wie wertvoll diese
Zwerge sind zeigt sich daran, dass bereits 100 ganz offensichtlich gestohlen
wurden. Demnächst werden sie am Schwarzmarkt auftauchen und horrende Summen einbringen.
Aber vielleicht hätte sich die SPÖ-Vorarlberg auch mehr an die Ratschläge einer
berühmten Modeexpertin halten und sich den NEOS annähern sollen. Eben jene
Modeexpertin erklärte das bisherige schlechte Abschneiden der SPÖ durch die
unglückliche Farbkonstellation. „Denn in Vorarlberg gibt es so viel Grün. Wenn
man da Rot dazugibt, dann denken die Menschen sofort an Weihnachten, doch
Weihnachten gibt es nur einmal im Jahr, und Wahlen sind zumeist zu einer
anderen Zeit, zu der die Menschen auch nicht so leicht bereit sind die
Schwachen und Minderbemittelten zu unterstützen“, gab sie zu bedenken, „Und
doch gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma, denn Pink ist nicht nur die neue
Trendfarbe, vor allem im Ländle, das nun von den Pinken quasi im Sturm erobert
wird, es ist auch eine Farbe, die unabhängig von irgendwelchen Festen
Lebensfreude und Aufbruchsstimmung vermittelt. Wenn sich nun die SPÖ an die
NEOS annähert, so können die Gartenzwerge in Pink aufgepeppt werden, und so
weit sind ja die beiden nicht voneinander entfernt, zumindest farblich.
Inhaltlich, das versteht ja sowieso niemand. Deshalb mein Rat, setzt auf Pink.“
Ob die SPÖ sich das nun zu Herzen nimmt oder nicht, eines ist sicher in
Österreich, von Zwergen und Zwerg-sein versteht man hier jede Menge, und
deshalb kann man die SPÖ im Ländle zu diesem fulminanten Vorstoß nur
beglückwünschen. Vielleicht kommt ja irgendwann der Tag, an dem sie verkünden
können: „Meine lieben Pensionisten, wir können Euch Eure Pensionen nicht mehr
auszahlen, aber dafür erhält jeder einen wunderschönen Gartenzwerg.“ Und der
Jubel wird überwältigend sein.
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