Mustergültig, auch beim Budget
Mit tiefer Betroffenheit und völligem
Unverständnis nahm unser Herr Bürgermeister, Max Mustermann, die Nachricht in
Empfang, dass es offenbar Menschen in dieser mustergültigen Gemeinde
Mustermannshausen gibt, die sich dazu versteigen Zweifel daran zu schüren, dass
obgenannter Bürgermeister das ihm anvertraute Gemeindebudget redlich und
mustergültig verwaltet. Zunächst wurde natürlich daran gedacht die Sache auf
sich beruhen zu lassen. Schließlich muss ein Mann in seiner Position und mit
seinen Verdiensten um und für die Gemeinde es gewohnt sein, dass er angefeindet
wird, aber letztendlich fühlt er sich zu sehr als Vater sämtlicher
Gemeindemitglieder, auch oder gerade der verirrten Kinder, dass er sich dazu
herabließ dazu Stellung zu beziehen. Mit großem Nachdruck muss darauf
hingewiesen werden, wie unendlich peinlich es unserem Redakteur, Schurli
Schabovski war, jenen honorigen Herrn solche Fragen stellen zu müssen. Mir
möchten nochmals darauf hinweisen, dass es nicht die Meinung des
Mustermannhauseners Kuriers ist, dass sich unser Herr Bürgermeister irgendetwas
zu Schulden kommen ließ, zu sehr bewundern und verehren wir ihn ob seiner
Verdienste, umso mehr, da er sich bereiterklärte Rede und Antwort zu stehen.
Schurli
Schabovski: Herr Bürgermeister, es gibt Menschen,
die behaupten, Sie hätten sich in keinster Weise an das vorgelegte Budget
gehalten und viel mehr ausgegeben als vorgesehen war. Was möchten Sie diesen
Kretins entgegnen?
Max
Mustermann: Zunächst einmal möchte ich darauf
hinweisen, nachdrücklich, wie zutiefst erschüttert ich von diesen
Anschuldigungen bin. Niemals habe ich das Budget überzogen, sondern nur das
ausgegeben, was unbedingt erforderlich war, für unsere Bürger. Ich bin wirklich
enttäuscht, zumal ich ja nie ein Budget erstellt habe, das ich hätte überziehen
können.
Schurli
Schabovski: Aber es muss doch ein Budget erstellt
werden. Das ist Gesetz.
Max
Mustermann: Ach so, davon sprechen sie. Na ja, das
war doch quasi nur ein Vorschlag. Wer kann schon wissen was sich über die Jahre
ergibt. Eines ist natürlich richtig, es waren Mehraufwendungen notwendig.
Schurli
Schabovski: Konkret wird der Blumenschmuck
angesprochen, der sich angeblich mit € 20.000,-- zu Buche schlägt.
Max
Mustermann: Ja, der Blumenschmuck. Der war doch
wohl auch notwendig, für den Geburtstag meiner Schwiegermutter und vor allem,
wir haben doch den Preis für die blumenwütigste Gemeinde erhalten. Das muss uns
doch so ein paar Euro Wert sein. Wissen Sie, der normale Bürger sieht nur das
unmittelbare, aber ich sehe in die Zukunft. Das kann er nicht verstehen.
Deshalb muss man Vertrauen haben.
Schurli
Schabovski: Und was ist mit dem neuen
Gemeindezentrum, das ebenfalls das doppelte an Geld verschlang als ursprünglich
angenommen.
Max
Mustermann: Auch das eine visionäre Meistleistung
meiner Wenigkeit. Ich saß in meinem Wohnzimmer und sah hinaus auf den Ort, und
dabei dachte ich, ich würde doch so gerne den ganzen Ort überblicken können,
aber diese Mauern im Schloss, die lassen es nicht zu, und ich persönlich hätte
mir diesen Luxus einer Glaskuppel niemals geleistet, aber die Gemeinde, die
machte es, und nun habe ich vom Gemeindezentrum aus einen Blick über die
gesamte Gemeinde. Ist das nicht wunderbar.
Schurli
Schabovski: Zuletzt noch die neue Feuerwehr. Die
soll auch drei Mal so groß gebaut worden sein, als für den Ort notwendig.
Max
Mustermann: Das dachte ich ursprünglich auch, das
müsste genügen, aber dann dachte ich, das stimmt, wenn es in meinem Schloss an
einer Stelle brennt, aber was, wenn es an zwei Stellen brennt oder gar an drei
gleichzeitig. Deshalb beschloss ich, dass mindestens drei Einsatzfahrzeuge vor
Ort sein müssten. Sie sehen, ich denke immer in erster Linie an die Sicherheit
der Bürger und niemals an mich.
Schurli
Schabovski: Aber für solch einen Fall kann doch
Hilfe von den umliegenden Gemeinden angefordert werden?
Max
Mustermann: Bis die eintreffen ist doch mein
Schloss niedergebrannt. Aber wenn Sie mich entschuldigen wollen, meine Frau
erwartet mich zum Abendessen. Sie wissen nun, niemals wird mehr Geld ausgegeben
als notwendig.
Damit wäre wohl alles geklärt und es gibt
keine weiteren Missverständnisse. Wir halten Sie natürlich weiter auf dem
Laufenden.
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