Von der Kraft des
Miteinander
Wieder einmal sah sich unser sehr verehrter
Herr Bürgermeister, Max Mustermann, geradezu ungeheuerlichen Anschuldigungen
und Unterstellungen, ausgesetzt. Trotzdem jene Individuen, die eben jene
Anschuldigungen und Unterstellungen, eigentlich keiner Aufmerksamkeit wert sein
sollten, machte sich unser sehr verehrter Bürgermeister die Mühe und setzte
sich damit nicht nur auseinander, sondern auch zusammen. Das bedeutet, mit
seiner schier endlosen, jegliches menschliche Maß übersteigenden Geduld und
seiner, fast väterlichen Zuwendung an die Bewohner seiner Gemeinde, erklärte er
die Umstände und strafte all jene Lügen, die ihm schlechte Absichten
unterstellt hatten. Doch nun zu seiner Erklärung, die wir uns getreu
wiederzugeben angelegen sein lassen.
Konkret wurde der Vorwurf laut, dass die,
anfangs unabhängigen, Gemeinderatsmitglieder sukzessive durch solche ersetzt
wurden, die unserem sehr verehrten Herrn Bürgermeister nahe stehen. Die Darstellung
der wahren Hintergründe sollen all jene, die dies unterstellen, in Demut
erschauern lassen, so dass sie fürderhin mit Asche bestreut und gesenkten
Hauptes durch die Straßen und Gassen unserer Gemeinde wandeln.
Die Beobachtung an sich ist richtig. Von
den 15 Gemeinderatsmitgliedern, die zu Beginn der Legislaturperiode ihres Amtes
walteten, war kein einziger, der in einem direkten Verhältnis zu unserem sehr
verehrten Herrn Bürgermeister standen. Im Laufe der Zeit wurden diese, sprich
während der letzten drei Wochen, durch solche ersetzt, die teilweise sogar
verwandt, verwitwet, verschwägert, verbandelt oder verknotet mit unserem sehr
verehrten Herrn Bürgermeister sind. Ist daraus allerdings automatisch zu
folgern, dass diese sich in irgend einer Weise von unserem sehr verehrten Herrn
Bürgermeister beeinflussen ließen? Dies unterstellt, dass all diese Personen
nicht in der Lage sind eine eigene Meinung zu fassen und zu vertreten? Das sind sie durchaus und unser
sehr verehrter Herr Bürgermeister erkennt dies auch an. Darüber hinaus muss
einmal gesagt werden, dass es natürlich die gesamte Arbeit sehr erleichtert,
wenn man sich bereits gut kennt. Die Phase der Annäherung und des Kennenlernens
fällt weg und so kann sofort konstruktiv gearbeitet werden, zum Wohle unserer
Gemeinde, denn nichts sonst liegt unserem sehr verehrten Herrn Bürgermeister am
Herzen und geht ihm über alles. Das selbe gilt für seine Frau, seine Töchter,
seine Schwiegersöhne, seine Tanten und Onkeln und diverse Neffen und Nichten. Nichts
sonst haben sie ihm Auge, weder persönlichen Ruhm noch Bereicherung. Mehr noch,
sie nehmen all die Beschwerlichkeiten in Kauf, die mit diesem Amt unweigerlich
zusammenhängen.
Sagt er etwa, „L’Etat c’est moi!“. Nein,
wenn dann neigt unser sehr verehrter Herr Bürgermeister zu dem Satz, „Alles für
das Volk“. „Nichts durch das Volk“, das würde jedoch ebenso nicht sagen. Alles
opfert er auf, jeden Einsatz bringt er, er und seine gesamte Familie.
Doch es gab noch einen weiteren Grund, der
ihn zu diesem Schritt nicht nur getrieben, sondern gar gezwungen hat. Bereits
nach kürzester Zeit nämlich brach ein um das andere Gemeinderatsmitglied weg
und ließ unseren sehr verehrten Herrn Bürgermeister im Stich. Die Wahl war
geschlagen, und schon hatten sie keine Lust mehr. Die Arbeit hatten sie
unterschätzt und den Einsatz, der zu bringen war, ebenso. Nach und nach ließ
einer nach dem anderen unseren sehr verehrten Herrn Bürgermeister im Stich.
Doch verzweifelte er etwa? Gab er auf? Nein, niemals. Vielmehr mobilisierte
alle Kräfte, die ihm zur Verfügung standen und ließ sich von dieser
Treulosigkeit nicht unterkriegen. Nur jene, die über ein wenig
Einfühlungsvermögen verfügen, können ermessen welche schlaflose Nächte es ihn
kostete, während derer er händeringend durch das Rathaus lief.
Und die Einstimmigkeit bei allen
Erklärungen ist auf die enge Zusammenarbeit zurückzuführen, auf die Kraft des
Miteinander – und das einige Herz, das für uns, die Bürgerinnen und Bürger
schlägt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen