Der neue
Sportplatz
Vor vielen, vielen Jahren wurde der
Sportplatz am Rande der Siedlung gebaut. Mittlerweile ist Mustermannshausen so
gewachsen, dass sich der Sportplatz mitten in der Wohnsiedlung befindet. Immer
mehr Stimmen wurden laut, dass dies ein unhaltbarer Zustand ist, vor allem,
wenn während der Saison Fußballmatches stattfinden. Abgesehen von der prekären
Parkplatzsituation, ist auch die Lärmbelastung gerade am Wochenende nicht
zumutbar. So wurde im Gemeinderat beschlossen, diesen Sportplatz abzureißen und
einen neuen, wiederum am Rande des Ortes, zu errichten, als Begegnungsstätte
für jung und alt, zum fairen Wettkampf und sozialer Gemeinschaftlichkeit.
Gerade für unsere Jugend braucht es einen Ort, an dem sie sich austoben und
ihre überschüssigen Kräfte kanalisieren können. Deshalb stand es für unseren
sehr verehrten Herrn Bürgermeister an erster Stelle der Prioritätenliste diesen
Sportplatz unserer Jugend zur Verfügung stellen zu können. Nicht einmal fünf Jahre
ist das nun her, dass dieser Entschluss gefasst wurde. Viele neue Häuser wurden
mittlerweile gebaut, doch vor allem ein passendes Grundstück für den neuen
Sportplatz gesucht. Nachdem unser Gemeindegebiet immerhin 3 km2
umfasst, waren umfangreiche Sondierungsarbeiten notwendig. Direkt neben der
Verbrennungsanlage wird er nun voraussichtlich errichtet werden. Nachdem das
Grundstück gefunden worden war, wurde unverzüglich darangegangen die
Ausschreibung für die Errichtung des Sportplatzes anzudenken, bevor es sie
ordnungsgemäß in die Wege geleitet wurde, also in Auftrag gegeben diese zu
erstellen. Dabei ist besondere Sorgfalt walten zu lassen. Schließlich ist ein
Sportplatz mehr als ein grüner Rasen. Alles geht seinen Gang und was ordentlich
werden soll, braucht seine Zeit. Nun konnte beobachtet werden, dass auf dem
Grundstück, das für den neuen Sportplatz vorgesehen ist, bereits gearbeitet
wird. Der eine oder andere Bürger zeigte sich erstaunt und mutmaßte sofort
wieder Korruption, weil der Schwager unseres sehr verehrten Herr Bürgermeisters
diese Arbeiten ausführt. Nun konnte sich niemand vorstellen, dass unser Herr
Bürgermeister irgendetwas machen könnte, was dem Ort nicht zum Vorteil
gereichen würde. Haben wir nicht alle an Lebensqualität gewonnen, während
seiner Amtszeit? Hat es uns nicht allen zum Vorteil gereicht, dass er weder
Mühen noch Kosten scheute, um unseren Ort behaglich und attraktiv zu gestalten?
Natürlich hat er das, aber das wird alles sofort vergessen und böswillige
Verleumdungen in die Welt getragen. Immer wieder muss sich unser sehr verehrter
Herr Bürgermeister dagegen wehren. Es ist eigentlich beschämend, und es würde
wohl jeder verstehen, wenn er solche Unverfrorenheiten erst gar nicht zur
Kenntnis nähme, aber nein, sein Einsatz und seine Verbundenheit mit dem Ort
machen es möglich, dass er sich dazu herablässt diese Umstände zu erklären.
„Wissen Sie“, erklärte Max Mustermann gegenüber unserem Reporter Schurli
Schabovski, „ich hätte natürlich die Ausschreibung abwarten können, doch ich ging
letztens durch den Ort, und sah die Kinder auf der Straße spielen, sah, dass
sie keinen Platz hatten wo sie sich austoben und entfalten konnten. Ich fiel
über den verdammten Ball und ein Kind rannte mir ins Knie. Unhaltbare Zustände.
So rief ich sofort meinen Schwager an und bat ihn quasi als Feuerwehr
einzuspringen und mit den Arbeiten sofort zu beginnen, damit mir das nicht
nochmals passiert, wenn ich in ein oder zwei Jahren wieder gezwungen sein
könnte zu Fuß zu gehen, weil es ein Polizist so genau nahm, trotz meines Amtes,
und mir wegen mäßigen Alkoholkonsums den Führerschein abnahm. Bloß 25 Spritzer
waren es, aber er nahm es zu genau. Er sitzt zwar jetzt in einem Nest an der
tschechischen Grenze, aber das ist ja wirklich unerhört. Darüber sollten Sie
einmal schreiben, und nicht eine gute Tat schlecht reden. Aber wie auch immer,
mein Schwager hat sich ins Zeug gelegt und baut einmal so weit er kommt bis die
Ausschreibung fertig ist. Alles nur für die Kinder und die Jugend in diesem
Ort.“ Wir denken, dieser Aussage ist nichts mehr hinzuzufügen, und alle, die unserem
sehr verehrten Herrn Bürgermeister böse Absichten unterstellten, sollen sich in
Grund und Boden schämen. In erster Linie geht es um die Menschen und ihre
Lebensqualität und nicht um den schnöden Mammon. Die Leute stellen es ja gerade
so hin, als müssten sie das bezahlen, und natürlich bringt der Schwager des
Bürgermeisters das beste Angebot, wie sich nach Bauabschluss und Beendigung der
Ausschreibung zeigen wird.
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