Ehret die Mütter
„Ehret die Mütter“, meinte wohl auch ein gewisser Adolf
Hitler (für die, die sich nicht mehr so genau erinnern, das war der kleine,
dunkle, durch und durch arisch wirkende Typ, der es schaffte ein
tausendjähriges Reich in zwölf Jahre zu komprimieren, incl. Sterbenden Schwan,
prätentiös, aber doch nicht wirklich elegant), und nun, haben wir zwar keinen
Hitler mehr, aber immer noch einen Muttertag. War damals der Hintergedanke,
dass die Frauen dazu animiert werden sollten, so viele Söhne wie möglich zu
gebären, um diese dann an diversen Fronten krepieren zu lassen, so ist es wohl
mittlerweile so, dass wir uns darüber freuen sollten, dass wir überhaupt noch
Mütter haben, dass es Frauen gibt, die dieses Wagnis auf sich nehmen, in einer
Gesellschaft, die zwar Mütter ehrt und prinzipiell auch Interesse daran zeigt,
dass Kinder vorhanden sind, als Garanten für zukünftige Pensionen, aber bitte,
ansonsten schaut doch, dass sie möglichst unsichtbar bleiben, die lieben
Kleinen. Man kann das auch verstehen, wenn man es sich leistet und in ein
Restaurant essen geht, dann kann man es nicht brauchen, dass da am Nebentisch
herzhaft gelacht wird oder gar die Kinder aufspringen und durch das Lokal
laufen. Gehen dürfen sie ja zur Not noch, aber laufen. Nein, das kann man bestimmt
niemandem zumuten, also, liebe Eltern oder besser, liebe Mütter, erzieht doch
gefälligst Eure Kinder dorthin, dass sie gesehen, aber nicht gehört werden und
Bescheid darüber wissen, dass es nur einen Grund gibt, warum sie überhaupt da
sein dürfen, um gefälligst den Generationenvertrag einzuhalten, den sie
wahrscheinlich gleich beim Verlassen des Uterus unterzeichnet haben, mit Blut
aus der Nabelschnur. Selbiges gilt natürlich für Anrainer von Kindergärten oder
Schulen. Es war schließlich nicht ausgemacht, dass die Kinder spielen. Kinder
und spielen? Da darf doch gleich jeder machen was er will. Tausende Autos, die
am Haus vorbeifahren, Flugzeuglärm und doch, das einzige, was wirklich stört
ist der schreckliche Kinderlärm. Natürlich darf nicht außer acht gelassen
werden, die Babys und Heranwachsenden, sind ein wichtiges Ersatzteillager, ein
lebendiges, noch unbelastetes Ersatzteillager für diverse Organe, angefangen
beim Nabelschnurblut. Man kann nicht sagen, dass sie nur Lärm machen und alles
kaputt, sie haben durchaus auch einen Nutzen, vor allem einen wirtschaftlichen.
Man denke sich, ganze Industrien würden vor die Hunde gehen, wenn es die Mütter
nicht gäbe. Niemand mehr, der Spielzeug nachfragte, niemand der Bekleidung und
sonstige Ausstattung in Anspruch nähme, niemand, der spezielle
Kindervorstellungen und Veranstaltungen besuchte und niemand mehr, der die
Eltern dazu verleitet einfach mehr Geld auszugeben, als sie eigentlich
vorhatten. Nicht zu vergessen auf die Genußmittelindustrie und die Erziehungsbranche,
insbesondere der gesamte Zweig der Ratgeberliteratur und der Elternfortbildung.
Schließlich kommt man ja nicht auf die Welt und kann Kinder erziehen, zumindest
so wie es sich gehört, als gute Arbeitskräfte, brave Steuerzahler, treue Wähler
und Aufrechterhalter des Generationenvertrags. Deshalb, ehret die Mütter, die
trotz der immer schlechter werdenden Umwelt- und Rahmenbedingungen immer noch
so stur und verbohrt sind, Kinder in eine Welt wie diese zu setzen. Ehret die
Mütter, auch wenn sie letztendlich selber schuld sind und schauen sollen wie
sie damit fertig werden, einmal im Jahr kann man sich dann doch dazu
herablassen, schnell noch Blumen irgendwo kaufen und vielleicht die Mutter zum
Essen einladen, damit sie mal nicht kochen muss, aber bitte nicht öfter als ein
Mal im Jahr. Das wäre denn doch übertrieben, und man kann davon zehren, ein
ganzes Jahr lang. Nicht, dass es ihnen sonst einfiele ihren Wert zu
überschätzen, denn was haben sie denn schon weiter getan als einen Menschen aus
ihrem Körper gepresst. Ja gut, unter Schmerzen, aber dies wird wohl auch stark
übertrieben, denke ich, sonst würde es ja keiner mehr tun. Ehret die Mütter,
ganze 24 Stunden lang, aber dann kann es doch bitte genug damit sein.
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