Wir sind Weltmeister
Wir sind Weltmeister, können wir zu Recht
von uns behaupten, und das ausnahmsweise nicht in sportlicher Hinsicht, sondern
in wirtschaftlicher und sozialer. Ich bin mir dessen bewußt, wir sind das Land
der Tiefstapler und haben einen Hang dazu unser Licht unter den Scheffel zu
stellen, aber damit soll jetzt Schluss sein, denn schließlich haben wir was
vorzuweisen.
Wir sind Weltmeister der Solidarität!
Immer schon wurde es gefordert, doch jetzt
haben wir es geschafft. Mit jedem Schilling, pardon Euro (da ging wohl die
Nostalgie mit mir durch), den jeder Einzelne von uns verdient (abgesehen von
den Spitzenverdienern, die ja immer alles, was sie verdienen im Land
reinvestieren und den Steuerflüchtigen, die nicht teilhaben dürfen, die Armen)
trägt er mehr zum Staatshaushalt bei als in irgendeinem anderen Land. Ja, sie
lesen richtig, endlich sind die Steuern bei uns höher als in Schweden. Endlich
sind wir Weltmeister in Solidarität für den Staat und all seine wunderbaren Errungenschaften.
Nicht nur, dass es so möglich ist die Länderparlamente und deren Ableger zu
erhalten, damit auch jedes Bundesland seine eigenen Befugnisse und Bereiche
hat. Nein, wir können damit auch das Kammernsystem aufrechterhalten und die
verschiedensten Krankenkassen und damit die soziale Differenzierung. Muss doch
schließlich jeder wissen wo er hingehört. Oder wollen Sie einem Arbeiter
zumuten neben einem Notar zu stehen zu kommen?
Wir sind Weltmeister in Stabilität!
Stabilität, Konsequenz, Nachhaltigkeit und Festhalten
an erprobten, traditionellen Werten, das können wir uns ganz groß auf die
Fahnen schreiben. Lange Zeit haben sich die Strukturen bewährt und wir haben uns
daran gewöhnt. Rund um uns wird reformiert und reformiert, und wenn wir uns
ehrlich sind, dann wird dadurch doch nichts besser. Das Verzichten auf
Althergebrachtes hat noch nie etwas besser gemacht. Nein, wir brauchen das
nicht. Wir können stolz darauf sein, dass die letzte große Schulreform im Jahre
1869 standfand. Und seitdem funktioniert das tadellos. Und stellen Sie sich
doch nur das Chaos vor, wenn dauernd reformiert wird? Man kommt doch gar nicht
so recht dazu das Reformierte zu testen. Da bedarf es schon mindestens ein
Jahrhundert des Austestens und Erprobens an der Wirklichkeit.
Wir sind Weltmeister im Gutes tun!
Spenden, Hilfeleistungen egal welcher Art,
ich kann mit Stolz behaupten, sobald ein Aufruf medienwirksam ergeht, finden sich
viele, die bereit sind zu teilen und unterstützend zu wirken. Egal ob Rotes
Kreuz, Licht ins Dunkel oder Trinkerhilfe, immer kann man sich darauf
verlassen, dass die Taschen weit geöffnet werden. Nicht vergessen werden dürfen
unsere armen Sportler, allen voran die Schifahrer und die Fußballer – und die
Erfolge geben uns recht. Wenn man Berge hat muss man daran hinunterfahren, und
wenn man Bälle hat, muss man sie in ein Tor schießen. Und ganz nebenbei werden
beim Anfeuern die heimischen Brauereien und Winzer unterstützt.
Und auf all das dürfen wir doch zu Recht
stolz sein ...
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