Mütter – die ganze Wahrheit
Der MABID
(Mustermannshausener Abhör-, Bespitzelungs- und Informations-Dienst), immer
unermüdlich unterwegs um Terroristen, Amokläufer und andere, akut oder auch
potentiell gefährliche Personen und Daten auszukundschaften und dingfest zu
machen, hatte schon vor einiger Zeit eine Entdeckung gemacht, die so brisant
ist und wohl auch weitestreichende Konsequenzen nach sich zieht, dass es nicht
gewagt wurde diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, doch die
unabhängigen Medien lassen es sich nicht nehmen auch solche Dinge aus- und
anzusprechen, die sonst nur unter vorgehaltener Hand weitergegeben werden.
Kindern sei das Lesen dieses Artikels ebenso untersagt wie nervenschwachen
Menschen, sowie solchen mit Herzschwäche oder sonstigen Leiden, denn die
Wahrheit, so wahr sie auch immer sein mag, kann das Leben sensibler Menschen so
derartig erschüttern, dass sie sich gezwungen sehen sich in die hiesige
Nervenheilanstalt einzuweisen, was ab nun möglich ist, aber durch diese
Auflockerung der Gesetzgebung, die nun dazu führt, dass die Diagnose selbst
erstellt werden kann, ohne einen Arzt dazwischenschalten zu müssen, führte
dazu, dass eben jene Heilanstalt hoffnungslos überfüllt ist.
Nach jahrelangen gründlichen
Recherchen, bei denen das unterste zu ob erst und dann wiederum das vorgängig
zweitunterste, das nun ja das unterste war wieder zu oberst gekehrt wurde usw.,
bis der ganze Pack umgewendet war, ist es jetzt schwarz auf weiß nachzulesen:
Mütter sind auch Menschen.
Natürlich, man hat es schon
lange vermutet, doch so recht wahrhaben wollte es niemand. Mütter, das sind
jene engelsgleichen Wesen, die es sich zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben
sich hingebungsvoll für ihre Kinder aufzuopfern. Natürlich sind sie vor der Empfängnis
Menschen. Man nennt diese Art Menschen auch Frauen. Ganz normal, aber das stört
auch nicht weiter, die sich – wie auch jeder andere Mensch, selbst der Teil,
der sich Mann nennt – egoistisch, selbstgefällig ihrem eigenen Leben widmen,
Spaß haben, ihrer Arbeit nachgehen, aber auch ihre Freizeit genießen. Doch
dann, dann kommt der Tag der Empfängnis, und ebenso wie die Frucht des
werdenden Lebens in der Frau reift, ebenso reift ihr Werden zum Mutter-sein.
Sie hört auf Frau zu sein und verwandelt sich. Es ist allerdings schwer zu
beobachten, denn äußerlich verändert sich nicht viel, so dass auch einiges bei
diesem Entwicklungsprozess schief laufen kann, wie bei allen hochkomplexen
Vorgängen dieser Art, die sich noch dazu über mehrere Monate hinziehen. Wenn
aber alles gut verläuft, so legt die Frau nach und nach ihr Frau-sein ab,
ebenso wie ihre Tendenzen zum Wahrnehmen der eigenen Persönlichkeit und des
eigenen Willens. Bis zur Geburt ist dieser Vorgang abgeschlossen, und mit der
vollendeten Geburt hat sich ihr Frau-sein in Mutter-sein gewandelt, die nun nur
mehr das Wohl und Wehe ihrer Kinder im Auge hat, mit ihnen wächst und gedeiht,
Freude nur mehr empfindet, wenn sich die Kinder freuen und mit ihnen leidet,
wenn sie Leid empfinden. All das war bekannt, doch was noch unbekannt war, ist
der Umstand, dass diese zum Mutter-sein mutierten Wesen ihr Mensch-sein
behalten. Mensch-sein bedeutet aber, dass eben jene Fehler machen können und
auch Schwächen haben. Damit ist zwar die Mutter immer noch eine Ausgeburt an
Perfektion, aber es gibt ihr doch noch ab und an ihr Mensch-sein dazwischen,
das sie dazu bringt auch an etwas anderes zu denken, als an ihre Kinder, zum
Beispiel an sich selbst. Ja, es ist die lautere Wahrheit. Eigene Bedürfnisse
und Wünsche werden da plötzlich ausgelebt. Mütter wollen als Frauen gesehen
werden, auch wenn sie das selbstverständlich nicht mehr sind und reklamieren
sogar sexuelle Bedürfnisse, die einer Mutter in gar keiner Weise anstehen,
zumindest nicht wohlanstehen, denn Mütter sind asexuelle Wesen. Aber diese
Erkenntnis entlastet auch, denn wenn Mütter Menschen sind, dann wird auch erklärbar,
warum es nicht immer so klappt, wie es müsste. Nicht die Mütter sind schuld,
sondern der Teil in ihnen, der noch das Mensch-sein trägt. Es wird mittlerweile
fieberhaft daran gearbeitet gegen diese Irreführung ein Medikament zu entwickeln,
so dass wir trotz dieser herben Niederlage vertrauensvoll in die Zukunft sehen
können. Vielleicht können wir schon zum nächsten Muttertag berichten, dass
Mütter zwar Menschen sind, aber auch, dass es heilbar ist.
Gesundheitspolitik, 11. Mai 2015: Allen
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