Wer sich bewegt verliert
Da steht er nun der Werner Faymann und weiß nicht wie ihm
geschieht. Am Scheideweg stehe er, heißt es. Alle sagen er bewege sich nicht.
Er steht einfach dort und überlegt. Natürlich könnte er einen Fuß nach vorne
setzen. Aber welchen? Den linken. Nun links, das wäre schon ein guter Anfang,
den denn als Sozialist steht er links, auch vom parteipolitischen Spektrum.
Aber was, wenn wir die bürgerlich-sozial Orientierten in den eigenen Reihen
vergrämen würde. Und was sagt der Michl, der Häupl dazu? Oder der Hansl, der
Niessl? Egal, alle stehen sie hinter ihm wie ein Mann. Ein kurzer Blick über
die Schulter. Doch nicht, lassen wir es. Keiner steht da. Es bröckelt, aber es
ist nur gut gemeint. Der Platz dahinter wird freigehalten für den geordneten
Rückzug. Aber er hat noch nie etwas anderes gemacht als dort zu stehen und zu
bleiben wo er hingestellt wurde. Warum daran was ändern? Das begann schon früh.
Ganz genau. Er war immer der letzte gewesen in der Sandkiste. Hingestellt und
stehengelassen. Also vielleicht der rechte Fuß. Doch das war auch ein Versuch –
mit den Rechtswissenschaften. Dort war er ja, auf der Uni. Aber dass man
studieren auch noch musste, da stellte ihn niemand mehr. Dafür wurde ihm Amt
für Amt in die Hände gelegt, bis es eines Tages das des Bundeskanzlers war. Er
vermutete, es war sein Stehvermögen. Dann wäre der mittlere Fuß eine Option. Da
steigt man niemanden auf die Zehen. Aber den gibt es nicht. Der menschliche
Körper setzt sich unmotiviert über die Political Correctness hinweg. Da kann er
nichts dafür. Obwohl, er kann nie was dafür, denn wer nichts tut kann auch
nichts falsch machen. Aber vorgeworfen wird es einem trotzdem. Er hebt den
Blick und übersieht den Weg. Lauter Misthaufen. Asylbewerber. Bildungsreform.
Pensionsreform. Verwaltungsreform. Wenn wir noch ein paar Jahrzehnte warten,
vielleicht kommt dann Humus aus diesen Misthaufen. Humus für die Baumschule.
Nein, es macht keinen Spaß dorthin zu sehen. Kann das nicht wer aufräumen?
Herrgott. Nein, den darf er nicht bemühen. Verdammt! Ja, das geht. Kann das
nicht irgendwer wegräumen? Es stinkt. Wer ist denn zuständig? Wo ist denn die
Regierung in diesem Land? Ach ja, das hat man ihm ja aufs Auge gedrückt. Zum
Glück gibt es einen Vizekanzler. Der soll schließlich auch Verantwortung
übernehmen. Ein Blick zur Seite. Wer sich als erst bewegt hat verloren. Agieren.
Reagieren. Nun, der andere soll machen. Der Herr Doktor Mitterlehner, Reinhold.
Ist auch die Beamtenlaufbahn hinaufgefallen. Vielleicht hätte er doch die eine
andere Prüfung machen sollen, der Herr Bundeskanzler. Der Dr. jur. hätte sich
sicher gut gemacht auf der Visitenkarte. Aber Bundeskanzler, allein das glänzt
schön. Taxifahren, das war angenehm. Da wurde einem gesagt wo man hinfahren
soll. Da musste man nicht selbst entscheiden. Alles bricht zusammen, schreiben
die Medien. Er kann nichts dafür. Es sagt ihm ja keiner mehr wo es hingehen
soll. Und die Landekaiser sind so schnell beleidigt. Die muss man hätscheln.
Und der Gewerkschaftspräsident, der, der, na der Dings halt, wo einem nie der
Namen einfällt, der beäugt ihn auch schon wieder so, mit dem bösen Blick. Nein,
der Mitterlehner bewegt sich auch nicht. Aber nichts gegen die Standhaftigkeit
vom Werner. Im Sandkasten schon geübt. Perfektioniert. Nicht einmal das
hyperventilierende Rumpelstilzchen kann ihn aus der Ruhe bringen. Das fliegt eh
bald wieder nach Kanada. Und die Grünen? Die testen die Auswirkungen von
Gänseblümchenduft auf handgestreichelte Schweinchen. Doch was ist das? Der Kopf
wird ruckartig nach rechts gedreht, noch viel weiter rechts, und ein Pfeil
zischt vorbei, gefolgt von johlenden Horden. Alle laufen ihm nach, dem
Volksverhetzer. Und was denkt der Herr Bundeskanzler? „Mist, ich habe mich
bewegt. Ich habe verloren.“
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